Pneumologie 2014; 68 - P604
DOI: 10.1055/s-0034-1367802

Ganzheitliche Betreuung von Weaning-Patienten: Psychische Komorbidität und Einfluss auf den Behandlungserfolg

J Spang 1, S Bejga 1, A Ghiani 2, M Kohlhäufl 2, H Weiß 1
  • 1Robert-Bosch-Krankenhaus; Abteilung für Psychosomatische Medizin, Stuttgart
  • 2Klinik Schillerhöhe; Abteilung für Pneumologie und Pneumologische Onkologie, Zertifiziertes Weaningzentrum (Dgp), Gerlingen

Hintergrund: Langzeitbeatmete Patienten sind vielfältig belastet. Die Abhängigkeit von Beatmungsgeräten führt zu einem Kontrollverlust. Dies kann sich negativ auf den Behandlungserfolg auswirken. Verlaufsstudien aus dem deutschen Sprachraum liegen bisher nicht vor. In der vorliegenden Studie werden die psychische Komorbidität bei Patienten mit prolongiertem Weaning und der Zusammenhang zum Behandlungsergebnis untersucht.

Methoden: Die Verlaufsstudie wird seit Jan. 2013 durchgeführt (Laufzeit 1,5J.). Die Patienten werden im Verlauf mit einem diagnostischen Interview untersucht. Emotionales Befinden, Krankheitserleben, Krankheitsverarbeitung und Kontaktfähigkeit werden zusätzlich über Fremdbeurteilungen (Arzt, Pflege, Angehörige) erfasst. 4 – 8 Wochen nach der Entlassung wird die Lebensqualität gemessen (EQ-5D-5L).

Ergebnisse: 92 Patienten wurden bisher eingeschlossen (16% delirant, 47% sahen sich – z.T. aufgrund der erheblichen Belastung durch Grunderkrankung und maschinelle Beatmung – nicht in der Lage, an der Studie teilzunehmen). Somit wurden bisher 25 Patienten (27%) untersucht. Der überwiegende Teil hatte eine Erkrankung des Atmungssystems (63%), eine Herzkreislauferkrankung (13%), bösartige Neubildungen (9%) oder eine Infektion (5%). Von den untersuchten Patienten erfüllten 40% die Kriterien einer Depression und 24% die Kriterien einer Angststörung.

Schlussfolgerungen: In der Studie von Jubran et al. (2010) wurden 42% der langzeitbeatmeten Patienten als depressiv diagnostiziert. Die bisherigen Daten unserer Studie stützen dieses Ergebnis. Wir gehen davon aus, dass bei zahlreichen Patienten, die sich nicht zu einer Teilnahme in der Lage sahen, ebenfalls erhebliche psychische Belastungen vorliegen. Fremdratings und Verlaufsdaten aus einer Mehrebenenperspektive werden im weiteren Studienverlauf ein umfassenderes Bild der psychischen Belastung langzeitbeatmeter Patienten sowie Hinweise für prognostische Indikatoren und Möglichkeiten psychischer Unterstützung ergeben.