Zusammenfassung
Hintergrund:
Der Bayerische Landtag hat im Jahr 2011 beschlossen, die Versorgungsforschung in Bayern
weiterzuentwickeln und die Kompetenzen der Wissenschaft in Form einer Landesarbeitsgemeinschaft
zu bündeln und mit weiteren Beteiligten zu vernetzen. Die Gründung dieser Landesarbeitsgemeinschaft
Gesundheitsversorgungsforschung (LAGeV) erfolgte mit relevanten Mitgliedern aus der
Wissenschaft, Versorgungspraxis und Politik im Jahr 2012. Ziel der vorliegenden Untersuchung
ist es, aus Sicht dieser Akteure den Stand der Versorgungsforschung in Bayern zu analysieren
sowie die Entwicklungspotenziale und Einflussfaktoren zu identifizieren.
Methodik:
Nach der konstituierenden Sitzung der LAGeV wurde ein teilstandardisierter Fragebogen
an alle 36 Mitgliedspersonen aus 28 Organisationen versandt. Die Items umfassen Angaben
zum Hintergrund des Befragten sowie zum Stand, zu den Zukunftsthemen und Potenzialen
der Versorgungsforschung in Bayern.
Ergebnisse:
27 Mitglieder nahmen an der Befragung teil, was einer Rücklaufquote von 75,0% entspricht.
Die Zufriedenheit der Akteure mit dem Stand der Versorgungsforschung ist vergleichsweise
gering; dies gilt insbesondere hinsichtlich der Wirksamkeit in der Politikberatung.
Die Wissenschaftler und Leistungserbringer sind auch mit den Rahmenbedingungen besonders
unzufrieden. Als das wichtigste Zukunftsthema der Versorgungsforschung wird die Schnittstellen-
und Vernetzungsforschung erachtet. Es folgen die Themen innovative Versorgungskonzepte,
Versorgung von multimorbiden Patienten bzw. chronisch Kranken sowie Evaluation von
Innovationen, Prozessen und Verfahren. Potenziale zur Weiterentwicklung der Versorgungsforschung
und damit zur Optimierung der Versorgung bestehen aus Sicht der Befragten vor allem
in der Beseitigung von bisher hemmenden Faktoren. Konkrete Ansatzpunkte werden in
einer Rahmenkonzeption mit gezielter Forschungsförderung, in Vernetzung und Kooperation,
Forschungsfinanzierung sowie einer Verbesserung der Schnittstelle Politik-Versorgungsforschung
gesehen. Der Mehrwert einer stärkeren Vernetzung im Rahmen der LAGeV wird als hoch
eingeschätzt.
Schlussfolgerungen:
Der Stand der Versorgungsforschung in Bayern ist nur bedingt zufriedenstellend. Die
Erhebung zeigt wichtige Hemm- und Förderfaktoren aus der Perspektive der unterschiedlichen
Akteursgruppen auf. Sie priorisiert die Zukunftsthemen in der Versorgungsforschung
und identifiziert Ansatzpunkte für die Landesarbeitsgemeinschaft. Diese Befunde können
für eine Weiterentwicklung der Versorgungsforschung in Bayern und darüber hinaus genutzt
werden.
Abstract
Background:
In 2011, the Bavarian Parliament decided to advance health services research (HSR)
in Bavaria by bundling scientific competencies in a State Working Group and integrating
other actors in it. The establishment of such a State Working Group “Health Services
Research” (LAGeV) together with members from science, health care and politics followed
in 2012. The objective of this study is to identify the status quo of HSR in Bavaria
including its determinants and potential for development based on the actors’ perspective.
Methods:
After the inaugural meeting a semi-structured questionnaire was sent to all 36 members
from 28 organisations. Items comprise information on the respondent’s background as
well as status quo, future topics and potential for development of HSR in Bavaria.
Results:
27 members took part in the survey, resulting in a response rate of 75.0%. Satisfaction
of actors with the status quo of HSR is rather low, especially regarding the effectiveness
of policy advice. Researchers and health care providers are also not much satisfied
with the HSR environment. For the future of HSR, respondents prioritise the topics
interface and networking research, followed by innovative care concepts, care for
patients with multiple or chronic conditions as well as evaluation of innovations,
processes and technologies. Potential for development and thus improvement of care
is primarily seen in the abolishment of existing constraints by an overall HSR concept
(including selective research promotion), networking and cooperation, research funding
as well as improving the interface between politics and science. Respondents assess
the benefit of an increased networking within the LAGeV as high.
Conclusions:
Status quo of HSR in Bavaria is not very satisfactory. The survey reveals important
constraints as well as promoting factors based on the viewpoints of different groups
of actors. It also prioritises future HSR topics and identifies potential for development,
which are important for the LAGeV. The findings can be used for advancing HSR in Bavaria
and beyond.
Schlüsselwörter
Versorgungsforschung - Gesundheitspolitik - Bayern - Befragung
Key words
health services research - health policy - Bavaria - survey