Rehabilitation (Stuttg) 2014; 53(01): 7
DOI: 10.1055/s-0034-1366983
Buchbesprechung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. Januar 2014 (online)

Noch in den 1990er Jahren wurde bei Krebserkrankungen, vor allem unter laufender Therapie, körperliche Ruhe und Schonung verordnet. Inzwischen liegen für die positiven Wirkungen von körperlicher Bewegung in Prävention, Therapie und Rehabilitation onkologischer Erkrankungen zahlreiche wissenschaftliche Nachweise vor. Erschwert wird der Einsatz von Sport und körperlicher Bewegung in der Onkologie jedoch u. a. durch indika­tionsspezifische Besonderheiten, Krankheitsprogression, onkologische Medikation und rasche Veränderungen persönlicher Befindlichkeiten.

Das vorliegende Sammelwerk beinhaltet Beiträge von über 25 renommierten Autoren aus Medizin, Sportwissenschaft und Psychologie, die gemeinsam das Thema „Sport und körperliche Aktivität in der Onkologie“ bearbeiten. Auf insgesamt 265 Seiten, untergliedert in 6 übergeordnete Kapitel, behandelt das Buch die folgenden Inhalte: Nach einer einführenden Darstellung epidemiologischer und medizinischer Grundlagen sowie der Bearbeitung der aktuellen Studienlage zu präventiven Effekten von Bewegung und Sport folgt das eigentliche Kernstück des Buches. Auf fast 50 Seiten werden zuerst symptomspezifische Einflüsse (Fatigue-Syndrom, Immunsystem, Tumorkachexie, Psyche und Lebensqualität) körperlicher Aktivität aufgearbeitet. Daran schließt sich eine allgemeine Darstellung von Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstrainingsmethoden in der Onkologie an. Besonders hervorzuheben ist die darauf folgende umfassende und detaillierte (70-seitige) indikationsspezifische Bearbeitung bedeutsamer Krebsentitäten. Für gastrointestinale Tumore, Brustkrebs, Prostata, Leukämie und Lymphome, Lungenkrebs sowie in der Palliativmedizin werden jeweils medizinische Behandlungsstandards vorgestellt, die aktuelle wissenschaftliche Datenlage zu körperlicher Aktivität analysiert und schließlich evidenzbasierte Trainingsempfehlungen abgeleitet. Der letzte Teil des Buches widmet sich dem Thema onkologische Rehabilitation und Rehabilitationssport. Das Buch schließt mit einer Liste wichtiger Krebssportgruppen und (Internet-)Adressen.

Zusammenfassend bietet das Buch eine wissenschaftlich differenzierte und gleichzeitig praxisnahe Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Sport, körperliche Aktivität und Krebs. Dabei werden verschiedene Krebsentitäten, Krankheitsstadien und Therapiesettings beleuchtet. Der Sammelband erweitert unser Verständnis von körperlicher Aktivität zur Prävention und Rehabilitation onkologischer Erkrankungen. Die gelungene Aufarbeitung von Potenzialen, Effekten, Wirkmechanismen und Einschränkungen körperlichen Trainings bei verschiedenen Krebserkrankungen stellt eine Grundlage für den sicheren und effektiven Einsatz des „Medikamentes Bewegung“ in der Onkologie dar.

Das Buch ist für Personen interessant, die sich professionell mit der Prävention, Therapie und Rehabilitation onkologischer Erkrankungen beschäftigen. Insbesondere kann es Medizinern sowie Sport- und Bewegungstherapeuten empfohlen werden, die mit der Planung, Durchführung und Überwachung von Bewegungstherapie in der Onkologie betraut sind. Das Buch sollte aus unserer Sicht zum festen Bestandteil von Bibliotheken im Bereich Medizin, Sport und Rehabilitation werden.

Wolfgang Geidl, Klaus Pfeifer, Erlangen