Der Klinikarzt 2013; 42(11): 499
DOI: 10.1055/s-0033-1363595
Medizin & Management
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Bücher – Herzschrittmacher- und Defibrillator-Therapie

Robert H.G Schwinger
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Dezember 2013 (online)

Erst in der 2. Auflage und schon mit Sehnsucht erwartet! Dies liegt vor allem daran, dass für das vorliegende Buch langjährig aktive Praktiker verantwortlich zeichnen – zum Nutzen aller an der Device-Therapie Interessierten. Im ersten Teil des Buches werden allgemeine Grundlagen der Elektrophysiologie, wie auch der Hämodynamik und der Elektrostimulation dargestellt. Es wird ersichtlich, was der Paradigmenwechsel der Stimulation “so wenig wie möglich“ aussagt. Dies wird auch verständlich aus dem gut strukturierten Kapitel über die hämodynamische Konsequenz einer vornehmlich rechtsventrikulären Stimulation. Insbesondere die Abbildungen zum kardialen Mapping bzw. zur elektrischen Aktivierung im Zeitverlauf hätte man sich als Leser in Farbe gewünscht. Sehr ausführlich wird die Diagnostik vor Schrittmacherimplantation, die Indikation zur Device-Therapie, wie auch die entsprechende Systemwahl vorgestellt. Dabei werden die aktuellen Leitlinien der ESC bis 2007, wie auch die ACC/AHA/HRS-Guidelines von 2008 (ICD-Indikation) berücksichtigt. Die gerade kürzlich erschienenen ESC-Guidelines 2013 konnten noch nicht Verwendung finden. Die Indikationen zur Defibrillatortherapie/BiVent-Indikation beziehen sich auch auf die aktuellsten ESC-Leitlinien zur Therapie der akuten und chronischen Herzinsuffizienz von 2012 und die darin wiedergegebenen Hinweise zur Device-Therapie.

Die in allen Kapiteln farbig unterlegten Merksätze geben Wichtigstes in Kürze oder Hinweise auf Besonderheiten prägnant wieder und helfen bei der raschen Orientierung auf das Wesentliche. Die aktuellen Entwicklungen sowohl im Bereich der Schrittmachersonden, wie auch der Schrittmacherentwicklung werden mit den nötigen und für den klinischen Anwender wichtigen technischen Details gut verständlich dargelegt. Gerade die ICD-Sonden sowie die Koronarsinussonden zeigen hier einen interessanten Verlauf in der Entwicklung. Die Implantation von antibradykarden Herzschrittmachersystemen wie auch ICD- und Bivent-Systemen wird aus herzchirurgischer Sicht klar strukturiert und übersichtlich dargelegt. Hier helfen ganz besonders die farblich hinterlegten Warnhinweise, die auch dem Geübten schnell Hilfestellung bei Problemen geben. Aus kardiologischer Sicht wären bebilderte Hinweise zum Punktionsort, wie auch zum Vorführen der verschiedenen Schleusentypen (Seldinger Technik) hilfreich.

Im zweiten Teil des Buches werden die Programmierung und die Funktionen der verschiedenen Schrittmacher- bzw. ICD-typen übersichtlich und mit hervorragenden EKG-Beispielen wiedergegeben. Es werden die Programmierung, die Algorithmen zur Frequenzglättung, die frequenzadaptive Stimulation, wie auch Algorithmen zur Vermeidung von Schrittmachertachykardien gut verständlich erklärt und Lösungsansätze für die tägliche Programmierarbeit angeboten.

Nützlich wären auch hier mehrfarbige Abbildungen, besonders der Tissue-Doppler-Untersuchungen. Das praktische Vorgehen während der Schrittmachernachsorge und die Anpassung mit entsprechenden Programmierschritten profitiert von den vielen EKG-Beispielen. Auch das Kapitel über Troubleshooting zeigt die Praxisnähe der Autoren. Diese macht das vorliegende Werk nicht nur zu einem Standardwerk für die Implantation aktiver Herzrhythmusimplantate, sondern ist auch Begleiter des Erfahrenen in der Schrittmacher-/ICD-Ambulanz. Algorithmen zur ICD-Detektion und damit die Grundlagen der Programmierempfehlungen werden nachvollziehbar vorgestellt und münden in Lösungsansätze. Das Kapitel über die systematische Analyse von Schrittmacher- und ICD-EKGs ist didaktischer Höhepunkt eines überaus gelungenen Buches, welches bereits in der zweiten Auflage als Standardwerk gelten kann. Neue Kapitel wie die Bedeutung der Telemedizin und der telemedizinischen Abfrage, ebenso wie das Problem der Störfelder, aber auch die klinisch relevante Frage der Fahrtauglichkeit komplettieren den „State of the art“-Informationsgehalt, den dieses Buch gibt. Alle Kapitel enden mit ausführlichen Literaturhinweisen zur Vertiefung des Dargelegten. Es ist schade, dass die ESC-Guidelines “cardiac-pacing 2013“ sich mit der Erscheinung dieses Standardwerks überschnitten haben. Das Herzschrittmacherbuch von Fröhlich und Mitarbeitern gehört in jede Herzschrittmacherambulanz, ebenso wie in die Hand des klinisch Tätigen, der zunehmend Patienten mit Z.n. Herzschrittmacher- und ICD-Implantation betreuen wird.