Z Geburtshilfe Neonatol 2014; 218(5): 186
DOI: 10.1055/s-0033-1362848
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Geburtshilfe
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Vorzeitige Wehen 2 – Prädiktiver Wert von Zervixlängenmessung und Fibronektintest

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Publication Date:
29 October 2014 (online)

Hintergrund: Obwohl es nur bei einem geringen Anteil der Schwangeren mit vorzeitiger Wehentätigkeit < 32 SSW zu einer Frühgeburt innerhalb von 7 Tagen kommt, werden in der Regel alle symptomatischen Patientinnen in ein Perinatalzentrum verlegt. Dieses Vorgehen verursacht eine Vielzahl unnötiger medizinischer Interventionen sowie hohe Gesundheitskosten. Die niederländische Arbeitsgruppe untersucht, ob mit Hilfe der Kombination aus Zervixlängenmessung und dem Test auf fetales Fibronektin Schwangere mit vorzeitigen Kontraktionen, die nicht innerhalb von 7 Tagen entbinden werden, zuverlässiger identifiziert werden können als mit den jeweiligen Einzeltests.

Methoden: In die prospektive nationale Kohortenstudie wurden zwischen Dezember 2009 und August 2012 708 Schwangere (24–34 SSW) mit vorzeitiger Wehentätigkeit eingeschlossen. Bei allen Schwangeren erfolgte eine sonographische Messung der Zervixlänge sowie eine qualitative Fibronektinbestimmung aus dem hinteren Scheidengewölbe (Cutoff 0,050 micg / ml). Die Behandlungsempfehlungen sahen eine tokolytische Therapie (Nifedipin, Indomethacin, Atosiban, Ritodrin) bei einer Zervixlänge von < 10 mm oder von 10–30 mm mit positivem Fibronektintest vor. Bei Einer Zervixlänge von 10–30 mm und negativem Fibronektintest wurde die Entscheidung über eine Tokolyse dem diensthabenden Arzt überlassen. Auch die Indikation zur Lungenreifeinduktion wurde individuell gestellt. Das Primäre Outcome bestand in der spontanen Frühgeburt innerhalb von 7 Tagen nach Aufnahme in die Studie sowie der Risikostratifizierung in eine low-risk- und eine high-risk-Gruppe.

Ergebnisse: IVon 665 Patientinnen lagen sowohl Zervixbefund als auch Fibronektintest vor. Das mittlere Gestationsalter betrug 29 SSW (IQR 27–31). Die mediane Zervixlänge betrug 25 mm (IQR 18–35), der Fibronektintest war in 364 Fällen (55 %) negativ. Bei 80 Schwangeren (12 %) kam es innerhalb von 7 Tagen zur Geburt. Ein positiver Fibronektintest war mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko innerhalb der nächsten 7 Tage assoziiert, unabhängig davon ob das Ergebnis isoliert (OR 10,7; 95 % CI 5,4–21,2) oder in Abhängigkeit von der Zervixlänge betrachtet wurde (OR 4,2; 95 % CI 2,0-9,0). Die Addition von Fibronektin zum Prädiktionsmodell der Zervixlänge erhöhte den positiven Vorhersagewert von 0,23 (95 % CI 0,19-0,29) auf 0,27 (95 % CI 0,22-0,33). Schwangere mit einer Zervixlänge von ≥ 30 mm oder mit einer Zervixlänge zwischen 15 und 30 mm sowie einem negativen Fibronektintest hatten ein niedriges Risiko (< 5 %) für eine Geburt innerhalb von 7 Tagen. Bei einer Zervixlänge zwischen 15 und 30 mm wurden bei positivem Fibronektintest zusätzlich 103 Patientinnen (15 % der Kohorte) als low-risk und 36 (5 %) als high-risk klassifiziert. Das Risiko für eine Geburt innerhalb von 7 Tagen betrug für die low-risk-Patientinnen 6/404 (1,5 %; 95 % CI 0,7–3 %) und für die high-risk-Patientinnen 74/261 (28 %; 95 % CI 23–34 %).

Fazit

Bei einer Zervixlänge von 15 bis 30 mm wird durch den zusätzlichen Test auf fetales Fibronektin die Identifikation Schwangerer mit niedrigem Risiko für eine spontane Geburt innerhalb von 7 Tagen erleichtert. Zukünftig sei, so die Meinung der Autoren, eine externe Validierung der Prädiktionsmodelle sowie die Evaluation der Kosteneffizienz bei Implementierung der Modelle und der damit verbundenen Therapiestrategien in den klinischen Alltag nötig.

Dr. Christian Weber, Künzel