Z Geburtshilfe Neonatol 2014; 218(3): 96
DOI: 10.1055/s-0033-1362602
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Geburtshilfe
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Vorzeitiger Blasensprung – Vitamin C und E prolongiert Schwangerschaft bei PPROM

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Publication Date:
23 July 2014 (online)

Hintergrund: Der vorzeitige Blasensprung vor 37 SSW (Preterm Premature Rupture of Membranes; PPROM) ist eine der häufigsten Ursachen für eine Frühgeburt und ist mit einer hohen neonatalen sowie maternalen Morbidität und Mortalität assoziiert. Bei Schwangeren mit PPROM lassen sich Veränderungen im Kollagengehalt des Amnions nachweisen. Vitamin C spielt eine wichtige Rolle beim Kollagen-Metabolismus und ist zusammen mit Vitamin E aufgrund seiner antioxidativen Kapazität für die Integrität der chorioamnialen Membranen essentiell. Gungorduk et al. untersuchen, ob durch eine maternale Supplemetation von Vitamin C und E nach PPROM die Schwangerschaft prolongiert werden kann.

Methoden: In die prospektive randomisierte Studie an einer großen Entbindungsklinik in Istanbul wurden zwischen Januar und November 2011 229 Frauen mit unauffälliger Einlingsschwangerschaft (≥ 24 und < 34 SSW) und PPROM ohne vorzeitige Wehentätigkeit oder Muttermundseröffnung eingeschlossen. Die Schwangeren der Studiengruppe (n = 126) erhielten 1000 mg Vitamin C und 400 IU Vitamin E, die Kontrollpatientinnen (n = 123) Placebo. Alle Schwangeren erhielten Bettruhe, eine 7-tägige Antibiotikaprophylaxe sowie zweimalig Betamethason i. m. im Abstand von 24 Stunden. Bei regelmäßigen uterinen Kontraktionen erfolgte eine Tokolyse mit Nifedipin. Das primäre Outcome umfasste die Anzahl an Tagen der Latenzphase bis zur Geburt. Die sekundären Endpunkte umfassten das Geburtsgewicht, den Geburtsmodus, das Auftreten einer Chorioamnionitis oder postpartalen Endometritis sowie die neonatale Morbidität (Sepsis, Hirnblutung Grad 3–4, nekrotisierende Enterokolitis, Atemnotsyndrom etc.) und Mortalität.

Ergebnisse: Es konnten Daten zum Follow-up von 125 Schwangeren der Studien- und 121 der Kontrollgruppe ausgewertet werden. In der mit Vitamin C und E behandelten Gruppe zeigte sich im Vergleich zur Placebogruppe eine signifikant längere Latenzphase (11,2 ± 6,3 vs. 6,2 ± 4,0 Tage; p < 0,001). Auch das Gestationsalter bei Geburt war in der Vitamin-Gruppe signifikant höher (31,9 ± 2,6 SSW vs. 31,0 ± 2,6 SSW; p = 0,01). In der Vitamin-Gruppe traten keine unerwünschten Wirkungen auf. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Studiengruppen hinsichtlich der Inzidenz einer Chorioamnionitis oder postpartalen Endometritis. Auch bezüglich des neonatalen Outcome (neonatale Sepsis, neonataler oder perinataler Tod, nekrotisierende Enterokolitis, schwere Hirnblutung, Atemnotsyndrom) fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Das mittlere Geburtsgewicht war in der Studiengruppe signifikant höher als in der Kontrollgruppe (1859,7 ± 567,3 g vs. 1658,1 ± 623,1 g; p = 0,008).

Fazit

Das klinische Management des vorzeitigen Blasensprungs erfordert die Abwägung der Risiken der Frühgeburtlichkeit gegen mögliche Komplikationen einer Prolongation der Schwangerschaft. Die Gabe von Vitamin C und E bei Schwangeren mit PPROM führte zu einer Verlängerung der Latenzphase, es fand sich jedoch zwischen den beiden Gruppen kein Unterschied in der Häufigkeit maternaler und neonataler Komplikationen. Limitierungen der Untersuchung sehen die Autoren in der für die Evaluation neonataler Outcome-Variablen relativ zu geringen Fallzahl, dem nicht-doppelblinden Design sowie der fehlenden Evaluation von Vitamin-Serumspiegeln.

Dr. Christian Weber, Künzel