Z Gastroenterol 2014; 52(7): 768-769
DOI: 10.1055/s-0033-1362597
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Pro & Contra – Low FODMAP Diät bei RDS

Laura Gruner
,
Simone Hobrecker
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. Juli 2014 (online)

Die Ernährung ist ein wichtiger Faktor für die Entstehung von funktionellen Beschwerden wie abdominellen Schmerzen, Meteorismus und Stuhlunregelmäßigkeiten, die insbesondere beim Reizdarmsyndrom (RDS) häufig auftreten. In der RDS-Leitlinie der DGVS wird bezüglich der Ernährung keine generelle Diät empfohlen, sondern nur auf die Berücksichtigung individueller Unverträglichkeiten hingewiesen. Hierzu wird geraten bei anamnestischem Verdacht eine Kohlenhydrat-Malabsorption (Atemtest Laktose, Fruktose) auszuschließen. Ergänzend kann eine glutenfreie Diät versucht werden.

Kürzlich wurde gezeigt, dass eine sogenannte „low FODMAP Diät“ zu einer signifikanten Besserung der Beschwerden des RDS geführt hat (Halmos et al 2014), wobei sich vor allem beim RDS vom Schmerz- und Blähtyp die Symptome gebessert haben (p < 0.001). Bei der „low FODMAP Diät“ handelt es sich um eine Diätempfehlung, die Fruktose (Monosaccharid), Laktose (Disaccharid), Fructane und Galactane (Oligosaccharide) sowie Zuckeralkohole (Polyole wie z. B. Sorbit, Mannit) ausschließt.

Grundsätzlich lassen sich drei Charakteristika der FODMAPs beschreiben:

  1. Schlechte Absorbierbarkeit im Dünndarm (Größe, verringerter Transport, fehlende Enzyme),

  2. Osmotisch wirksame Moleküle,

  3. Schnelle Fermentation durch Darmbakterien.

Trotz des eindrucksvollen Effektes der „low FODMAP Diät“ bei RDS im Rahmen der oben zitierten Studie ist aus ernährungswissenschaftlicher Sicht zu kritisieren, dass auch ohne Testung einer Kohlenhydrat-Unverträglichkeit (Laktose, Fruktose, Sorbit) alle Patienten diese und weitere Zucker meiden sollen, sodass ein Teil der Patienten unnötigerweise in ihrer Ernährungsweise zu stark eingeschränkt wird. Ohne eine begleitende Ernährungsberatung könnten unzureichend informierte oder übervorsichtige Patienten unter Umständen durch das Weglassen wichtiger Nahrungsgruppen in eine Unterversorgung und Mangelernährung geraten.

Somit schlagen wir vor, dass bei anamnestischem Verdacht weiterhin eine Testung auf Laktose, Fruktose und Sorbit durchgeführt werden sollte und nur im positiven Fall die Meidung dieser auch angebracht ist. Oligosaccharide und andere Polyole (z. B. Mannit), werden generell schlechter absorbiert, die Elimination kann daher sinnvoll sein. Hierbei ist es Aufgabe einer individuellen Ernährungsberatung gemeinsam mit den Patienten herauszufinden, ob sie von der „low FODMAP Diät“ profitieren und insbesondere in welchem Umfang sie die Diät einhalten müssen. Die zitierten Publikationen und genauere Hinweise zur Umsetzung der Diät erhalten sie bei den Autoren bzw. finden Sie auf unserer Webseite (www.magendarm-zentrum.de).

Tab. 1

Auswahl FODMAP-reicher/-armer Lebensmittel. CAVE: Messverfahren nicht standardisiert.

Mögliche FODMAPs

FODMAP-reich (nicht geeignet)

FODMAP-arm (geeignet)

Obst

Fruktose, Oligosaccharide, Polyole

Apfel, Birne, Pfirsich, Mango, Pflaume, Dosenobst, Trockenobst, Fruchtsaft

Banane, Him- / Erd- / Blaubeere, Honigmelone, Limetten, Orange, Mandarine, Kiwi

Gemüse

Fruktose, Oligosaccharide, Polyole

Spargel, Brokkoli, Kohl, Knoblauch, Zwiebel, Blumenkohl, Pilze

Aubergine, Karotten, Sellerie, Salat, Kürbis, Tomaten

Milchprodukte

Laktose

Laktosehaltige Milchprodukte

Laktosefreie Milchprodukte, Hartkäse, Butter

Getreideprodukte

Oligosaccharide

Glutenhaltige Produkte (v. a. Weizen, Roggen)

Glutenfreie Produkte, Reis, Hirse, Polenta, Quinoa

Süßungsmittel

Fruktose, Polyole

HFCS (Maissirup), Mannit- / ol (E421), Sorbit- / ol (E420) (z. B. in zuckerfreien Bonbons / Kaugummis)

Wenig Haushaltszucker, Glukose, Ahornsirup, Zuckerersatzstoffe die nicht auf -ol enden