Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po13_4
DOI: 10.1055/s-0033-1361466

Einfluss von Sonnenblumenöl auf die Hautbarrierefunktion von Frühgeborenen: eine kontrollierte, randomisierte klinische Studie

V Kanti 1, C Ifert 1, A Stroux 2, C Bührer 3, U Blume-Peytavi 1, N Garcia Bartels 1
  • 1Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Charité – Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • 2Institut für Biometrie und klinische Epidemiologie, Charité – Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • 3Klinik für Neonatologie, Charité – Universitätsmedizin, Berlin, Germany

Ziel: Aufgrund der postnatalen Unreife der Hautbarriere bei Frühgeborenen können verschiedene Pflegemaßnahmen die perinatale Morbidität beeinflussen. Die Anwendung von Sonnenblumenöl (SO) zur Hautpflege von Frühgeborenen ist weit verbreitet, wobei Studien fehlen, welche den Einfluss auf die Barrierefunktion von Frühgeborenen standardisiert untersuchen. In dieser klinischen Studie sollte der Einfluss von SO auf die postnatale Maturation der Hautbarriere bei gesunden Frühgeborenen in den ersten Lebenswochen objektiv quantifiziert werden.

Methodik: 22 Frühgeborene (< 48h, 1500 – 2500 g) wurden in 2 Gruppen randomisiert: Gruppe SO erhielt täglich Sonnenblumenöl topisch alle 3 – 4 Stunden bis zum 10. Lebenstag, gefolgt von keiner Intervention. Die Kontrollgruppe (K) erhielt keine Intervention. Zur Charakterisierung der Barrierefunktion wurden transepidermaler Wasserverlust (TEWL), Stratum corneum Hydratation (SCH), Haut-pH-Wert und Hautoberflächenlipide (Sebum) < 48h und Tag 5, 11 und 21 an Stirn, Abdomen, Oberschenkel und Gesäß nicht-invasiv gemessen. Die mikrobielle Hautbesiedlung wurde mittels Abstrichen erfasst.

Ergebnis: In beiden Gruppen sank der pH an allen Körperarealen ab, wobei das Sebum stabil blieb. In Gruppe SO stieg der TEWL am Abdomen, Oberschenkel und Gesäß bis zum 11. Lebenstag signifikant an (p ≤0,002). Nach Absetzen der SO-Applikation fielen die TEWL-Werte ab. In Gruppe K blieb der TEWL im Verlauf stabil. In Gruppe SO sank die SCH am Abdomen signifikant bis zum 11. Lebenstag (p = 0,032) und nach Abbruch der SO-Anwendung (p = 0,014) ab, während sie in Gruppe K stabil blieb. Die mikrobielle Besiedlung wurde nicht vom Pflegeregime beeinflusst.

Schlussfolgerung: Möglicherweise unterstützt die Anwendung von Sonnenblumenöl die postnatale Reifung der Hautbarriere in den ersten Lebenswochen nicht ausreichend. Weitere Beobachtungen an größeren Kollektiven wären sinnvoll, um die Etablierung eines evidenz-basierten Hautpflegekonzeptes bei Frühgeborenen zu entwickeln.