Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po13_3
DOI: 10.1055/s-0033-1361465

Postnatale Reifung der Hautbarriere bei Frühgeborenen

V Kanti 1, A Bonzel 1, A Stroux 2, H Proquitté 3, C Bührer 3, U Blume-Peytavi 1, N Garcia Bartels 1
  • 1Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Charité – Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • 2Institut für Biometrie und klinische Epidemiologie, Charité – Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • 3Klinik für Neonatologie, Charité – Universitätsmedizin, Berlin, Germany

Hintergrund und Ziele: Die postnatale Unreife der Hautbarrierefunktion bei Frühgeborenen stellt die Etablierung von Pflegekonzepten vor eine große Herausforderung. Bisher gibt es kaum Studien, welche die postnatale Maturation der Barrierefunktion bei Frühgeborenen unter Berücksichtigung anatomischer Variabilität und einheitlicher Hautpflege quantitativ erfassen. Daher sollte in dieser klinischen Studie die neonatale Hautbarrierefunktion bei gesunden Frühgeborenen in den ersten Lebenswochen objektiv und standardisiert an verschiedenen Körperregionen charakterisiert werden.

Methodik: Zur Erfassung der biophysikalischen Eigenschaften der Haut wurden transepidermaler Wasserverlust (TEWL), Stratum corneum Hydratation (SCH), pH-Wert und Sebumgehalt vom 1. bis 7. Lebenstag und in Woche 2 – 7 an Stirn, Abdomen, Oberschenkel und Gesäß von 48 Frühgeborenen (30 – 37 Schwangerschaftswoche) nicht-invasiv gemessen. Ein standardisiertes, minimales Pflegeregime wurde praktiziert.

Ergebnisse: Im Verlauf stiegen die TEWL- und pH-Werte am Gesäß signifikant an (p = 0,007, p = 0,049). An den übrigen Körperregionen blieb der TEWL stabil, wobei der pH absank (p ≤0,019). Die Hautoberflächenlipide und SCH blieben altersunabhängig stabil. Im Vergleich der Körperregionen zeigte sich, dass TEWL (p < 0,001) und SCH (p ≤0,002) signifikant höhere Werte am Gesäß aufwiesen.

Schlussfolgerungen: Die postnatale Abnahme der pH-Werte deutet auf einen Adaptationsprozess der Haut sowie der Entwicklung des Säureschutzmantels hin. Allerdings weist der stabile Verlauf der übrigen Funktionsparameter auf eine mangelnde Reifung der Hautbarriere hin. Interessanterweise fanden sich in der Windelregion unterschiedliche Verläufe von SCH, TEWL und pH im Vergleich zu den anderen anatomischen Regionen. Dies könnte durch die okklusive Wirkung der Windel und dem Einfluss von Urin und Stuhl bedingt sein, welche die Entwicklung der Barrierefunktion beeinflussen.