Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po12_4
DOI: 10.1055/s-0033-1361459

Bestimmung von Laktat im Fruchtwasser als Marker für die Vorhersage von dysfunktioneller Wehentätigkeit und konsekutiver operativer Entbindung

N Ghaem Maghami 1, K Celiku 1, N Schmidlin 1, CA Vökt 1, E Wiberg-Itzel 2, I Hoesli 1
  • 1Universitätsspital, Frauenklinik, Geburtshilfe, Basel, Switzerland
  • 2Department of Clinical Science and Education, Section of Obstetrics and Gynaecology, Södersjukhuset, Sweden

Fragestellung: Die dysfunktionelle Wehentätigkeit ist gemäss WHO definiert als die klinische Abweichung vom erwarteten Geburtsfortschritt im Partogramm. Maternale und neonatale Komplikationen treten bei dysfunktioneller Wehentätigkeit häufiger auf. Es soll untersucht werden, ob die Konzentration von Laktat im Fruchtwasser und das Partogramm zusammen ein besserer Prädiktor für dysfunktionelle Wehentätigkeit und eine konsekutiv notwendige operative Geburtsbeendigung sind als das Partogramm allein.

Methodik: Prospektive, internationale Multicenter-Studie. Einschlusskriterien waren gesunde Erstgebärende, Gestationsalter ≥37 Wochen, Einlingsgravidität, Schädellage, spontanes Einsetzen der Wehentätigkeit. Bei spontanem Geburtsbeginn wurden in der Eröffungsperiode und kurz vor der Geburt kleine Mengen Fruchtwasser asserviert, geblindet ausgewertet und die gemessenen Laktatkonzentrationen im Fruchtwasser mit dem Geburtsmodus und der Diagnose korreliert. Die Analyse der Fruchtwasser-proben erfolgte in der Geburtsabteilung. Wir präsentieren die Schweizer Daten.

Ergebnis: In unserem Kollektiv wurden die Daten von 162 Schwangeren (S) ausgewertet. 75 (S) hatten eine Spontangeburt (SG), 60 S hatten eine vaginal operative Entbindung (VE) und 28 S eine II° Sectio. Die Laktat-Konzentration im Fruchtwasser stieg im Rahmen dysfunktioneller Wehentätigkeit an und lag bei einer VE und einer II° Sectio deutlich höher als bei einer SG. Die Laktatwerte waren bei einer protrahierten Geburt (primären oder sekundären Dystokie) deutlich höher als bei einem regelrechten Verlauf während der Geburt.

Schlussfolgerung: Die Analyse der Laktatkonzentration im Fruchtwasser ist erlernbar und einfach. Sie kann in Form eines Bedside-Tests im Gebärsaal durchgeführt werden und ist für das geburtshilfliche Management zusätzlich zum Partogramm von Bedeutung. Für eine definitive Aussage bleiben noch die Resultate aller Zentren abzuwarten.