Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po10_5
DOI: 10.1055/s-0033-1361450

Perinataldaten von Migrantinnen und deutschen Frauen im Vergleich – eine retrospektive Auswertung von drei repräsentativen Geburtskohorten des Berliner Virchow-Klinikums

R von Rennenberg 1, M David 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Gynäkologie, Berlin, Germany

Ziel: Analyse von Unterschieden bezüglich Geburtsoutcomedaten bei Migrantinnen und deutschen Frauen im Vergleich.

Methoden: Auswertung der Geburtenbücher des Berliner Virchow-Klinikums aus den Jahren 1974, 1984 und 1994. 4968 Patientinnen wurden in die Studie einbezogen. Die Einteilung erfolgte anhand einer Namensanalyse sowie einer zusätzlichen Gruppierung in Erst- und Mehrgebärende. Es wurden 2613 Patientinnen den deutschen Frauen, 1559 den türkeistämmigen und 796 den Migrantinnen anderer Herkunft zugeordnet.

Die statistische Auswertung erfolgte mittels des Chi-Quadrat-Tests bzw. des exakten Tests nach Fischer (Signifikanzniveau a < 0,05).

Ergebnisse: Bezüglich Kaiserschnittentbindungen, Fehlbildungsrate und Verlegung des Kindes nach der Geburt waren keine signifikanten Unterschiede nachweisbar. 1974 fand sich bei deutschen Mehrgebärenden häufiger unvollständige Plazentalösungen, postpartale Blutungen und eine höhere Frühgeburtlichkeit verglichen mit den türkeistämmigen Mehrgebärenden.

1984 bestand ein signifikanter Unterschied nur hinsichtlich unvollständiger Plazentalösungen (7,6% bei deutschen und 3,0% bei türkeistämmigen Mehrgebärenden). Bei deutschen Mehrgebärenden kamen öfter Verletzungen des Geburtskanals vor; zudem wurden bei ihnen häufiger Episiotomien durchgeführt. Apgar-Werte < 8 kamen seltener bei Kindern deutscher Frauen vor, wobei die Unterschiede nicht immer statistisch signifikant waren.

Schlussfolgerung: Die höheren Verletzungs- und Episiotomieraten bei deutschen Mehrgebärenden entsprechen den Ergebnissen einer Studie von David et al (2006). Die häufigere Durchführung von Dammschnitten könnte z.T. die höhere Verletzungsrate bedingt haben.

Das vergleichsweise bessere perinatale Outcome bei türkeistämmigen Migrantinnen 1974 könnte darauf hindeuten, dass sich auch in diesem Kollektiv ein in der Literatur mehrfach beschriebener "healthy migrant effect" gezeigt hat, der sich durch zunehmende Integrations- und Akkulturationsprozesse verringert hat.