Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po10_2
DOI: 10.1055/s-0033-1361447

Migrantinnen in guter Hoffnung? Zum Wohlbefinden schwangerer Migrantinnen in der Schweiz

U Böhme 1, MM Gross 2
  • 1Universitätsspital Zürich, Gebärabteilung, Zürich, Switzerland
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Germany

Hintergrund: Migrantinnen fühlen sich subjektiv kränker als Schweizerinnen und leiden häufiger unter psychischen Belastungen. Die Früherkennung von Sorgen und Depressionen bei schwangeren Frauen ermöglicht, Vorbeugungsmassnahmen gegen Depressionen, Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen zu treffen.

Fragestellung: Depressivität und Sorgen beeinträchtigen das Wohlbefinden schwangerer Migrantinnen, welches sich in ihrer mangelhaften geburtsspezifischen Selbstwirksamkeit widerspiegelt. Erstgebärende und Migrantinnen unterschiedlicher Herkunft sind assoziierende Faktoren für niedriges Selbstvertrauen.

Methodik: Schwangere Migrantinnen aus Afrika, Lateinamerika und Asien wurden nach ihrer Befindlichkeit, ihren Sorgen und ihrem Selbstvertrauen gefragt. Die quantitative Datenerhebung wurde bei 49 schwangeren Migrantinnen (23.05. – 04.09.11) auf der Basis von validierten Fragebögen wie der Cambridge Worry Scale, der Edinburgh Postnatal Depression Scale und der Childbirth Selfefficacy Inventory durchgeführt. Der erweiterte Datensatz (n = 114) diente der Einbettung der Ergebnisse zum Wohlbefinden der Migrantinnen und ermöglichte Rückschlüsse über die Inanspruchnahme der Gesundheitsvorsorge.

Ergebnisse: Primipara haben höhere Sorgenwerte als Multipara. Als ihre Hauptsorgen nennen sie das „Gebären“. Eine Korrelation wird zwischen Depressivität und Sorgenneigung festgestellt. Migrantinnen der drei Herkunftskontinente variierten in ihrer geburtsspezifischen Selbstwirksamkeitserwartung. Die Afrikanerinnen mit der größten Selbstwirksamkeitserwartung haben die höchste Sorgen- und Depressionsneigung.

Schlussfolgerungen: Die Erkenntnisse der Studie dienen der Optimierung der Präventionsprojekte für Migrantinnen in der Geburtshilfe, sei es in Form von Geburtsvorbereitungskursen für Migrantinnen oder auch interdisziplinärer Vernetzung im Gesundheitswesen. Chancengleichheit kann durch den Abbau gesundheitlicher Benachteiligungen von Migrantinnen erreicht werden.