Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po08_2
DOI: 10.1055/s-0033-1361434

Angiogene Faktoren in der Geminigravidität: s-Flt-1/PlGF-Quotient bei Zwillingsschwangeren mit und ohne Präeklampsie

LA Droege 1, I Herraìz Garcia 2, A Galindo Izquierdo 2, W Henrich 1, S Verlohren 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Geburtsmedizin, Berlin, Germany
  • 2Hospital Universitario 12 de Octubre, 2Unidad de Medicina Fetal, Servicio de Obstetricia y Ginecología, Madrid, Spain

Ziel: Die Diagnose Präeklampsie (PE) kann bei Einlingsschwangerschaften durch die Bestimmung des sFlt1-/PlGF-Quotienten gestellt werden. Bei Patientinnen mit PE wird eine Erhöhung des antiangiogenen Faktors fms-like Tyrosinekinase-1 (sFlt-1) und eine Erniedrigung des plazentaren Wachstumsfaktors PlGF im Serum gemessen, der Quotient aus beiden Faktoren ist erhöht. Ziel der Arbeit ist zu untersuchen, ob bei Zwillingsschwangerschaften mit PE eine signifikant veränderte Serumkonzentration angiogener und antiangiogener Faktoren gegenüber gesunden Zwillingsschwangeren vorliegt.

Methodik: Es wurden 37 Zwillingsschwangere untersucht,15 Patientinnen mit PE, 10 mit früh einsetzender (< 34 Schwangerschaftswochen, SSW), 5 mit spät einsetzender Erkrankung (> 34 SSW). 22 Zwillingsschwangere ohne PE wurden untersucht. Die Messung von sFlt-1 und PlGF erfolgte mit dem automatisierten Elecsys®assay (Roche Diagnostics, Penzberg).

Ergebnis: Zwillingsschwangere mit PE zeigten signifikant erhöhte Serumkonzentrationen von s-Flt-1, PlGF sowie des sFlt-1/PlGF-Quotienten im Vergleich zu Frauen ohne Präeklampsie (Median 164,22 pg/ml (Interquartilrange [IQR] 97,93 – 203,90 pg/ml) versus 13,51 ng/ml (IQR 7,06 – 43,47 pg/ml, p = 0,001). Geminischwangere mit PE ≤34 SSW wiesen im Vergleich zu Frauen mit PE > 34 SSW eine signifikant erhöhte Serumkonzentration von sFlt-1 auf (p = 0,002), der sFlt-1/PlGF-Quotient und der PlGF-Wert unterschieden sich nicht.

Schlussfolgerung: Der sFlt1/PlGF-Quotient ist bei Zwillingsschwangeren mit PE signifikant gegenüber Zwillingsschwangeren ohne PE erhöht und der cut-off von 85 wird überschritten. Bei früher Präeklampsie < 34 SSW steigt der antiangiogene Faktor s-Flt1 im Vergleich zu später Präeklampsie ≥34 SSW stärker an, PlGF sinkt nicht signifikant, was mit der bei Zwillingsschwangerschaften vergrößerten Plazentamasse erklärt werden könnte. Die Serummarker eignen sich bei Geminigravidität zur Unterscheidung zwischen PE und gesunder Schwangerschaft.≈