Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po07_5
DOI: 10.1055/s-0033-1361430

Letale kongenitale Listerien-Septikämie

T Große-Steffen 1, B Hoch 1, S Ihle 1, M Sütterlin 1, R Schaffelder 1
  • 1Universitätsmedizin Mannheim, Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Mannheim, Germany

Laut RKI werden jährlich 30 – 40 Fälle einer konnatalen Listeriose in Deutschland gemeldet. Vorgestellt wird ein Fall mit letalem Verlauf einer kongenitalen Listerien-Septikämie des Neugeborenen.

Fall: Die 29-jährige II-Gravida 0-Para mit 25+0 SSW stellte sich mit vorzeitiger Wehentätigkeit und Zervixverkürzung auf 1,5 cm vor. Die Patientin berichtete über Fieber > 39 °C seit ca. 12 Stunden. Tags zuvor, Rückkehr aus dem Griechenlandurlaub. Die Anamnese war bis auf eine Laktoseintoleranz blande. Das Aufnahme-CTG zeigte eine grenzwertige fetale Tachykardie mit eingeschränkten Oszillationen sowie regelmäßige Kontraktionen. Dopplersonographisch fiel lediglich ein umbilikaler Nullfluss auf. Vor Beginn einer i.v. Antibiose mit Ampicillin wurden Blutkulturen abgenommen. In Absprache mit den Neonatologen wurde zunächst unter Adalattokolyse mit der RDS-Prophylaxe begonnen. Bei zunehmender Wehentätigkeit mit Muttermundseröffnung sowie erhöhten Infektparametern (Leukozyten 19500/µl, CRP 64 mg/l), wurde vier Stunden nach Aufnahme die eilige sekundäre Sektio durchgeführt. Es wurde ein unreifes, deprimiertes, 820 g schweres Mädchen geboren (APGAR 3/5/5, arterieller pH-Wert 6,98, BE -13,6 mmol/l). Das Neugeborene wurde intubiert auf die neonatologische Intensivstation verlegt, wo es am Folgetag infolge respiratorischem Versagens, Hirnblutung und Sepsis verstarb. In den Blutkulturen der Mutter sowie im Analabstrich des Kindes wurden Listerien nachgewiesen. Die Mutter konnte am 4. Tag (pp) in gutem AZ entlassen werden. Listerien sind intrazellulärer Erreger, welche diaplazentar übertragen werden können. Für die early-onset Listerien-Septikämie wird – auch bei erregerspezifischer Antibiose – eine Letalität von 36% für den Feten und 21% für die Mutter angegeben.

Schlussfolgerung: Bei fieberhaftem Infekt sollte an die Möglichkeit einer Listerieninfektion gedacht werden. Die empfohlene Kombinationsantibiose mit Ampicillin und Gentamycin kann die Letalität jedoch nur um ca. 50% senken.