Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po06_7
DOI: 10.1055/s-0033-1361425

Geburtseinleitung mit Misoprostol: außerordentliche Heterogenität in Deutschland

D Stuck 1, EC Bauer 1, P Widschwendter 1, W Janni 1, K Hancke 1, F Reister 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Ulm, Germany

Ziel: Zur Geburtseinleitung sind in Deutschland lediglich Prostaglandin E2 (Dinoproston) und Oxytocin zugelassen. Das äquieffektive Prostaglandin E1 (Misoprostol) wird im „off-label-use“ eingesetzt. Ein Standard zur Anwendung existiert bisher nicht. Ziel der vorliegenden Arbeit war die statistische Erfassung über Häufigkeit und Art der Anwendung von Misoprostol zur Geburtseinleitung in deutschen Geburtskliniken.

Methodik: Im Rahmen einer deskriptiven Studie führten wir zwischen April und Mai 2013 eine stichprobenartige deutschlandweite telefonische Befragung zum Gebrauch von Misoprostol an 54 Perinatalzentren der verschiedenen Level durch. Hiervon waren 27 Zentren Universitätskliniken.

Ergebnis: Ohne vorausgegangene Uterusoperation ist Misoprostol in 37 (68,5%) Kliniken das Mittel der ersten Wahl zur Geburtseinleitung, in 3 (5,6%) nur Methode zweiter Wahl, während 14 (25,9%) Zentren die Substanz gar nicht verwenden. Die Anfangsdosierung variiert zwischen 25 µg und 100 µg. Das kürzeste Intervall zwischen 2 Applikationen beträgt 4 (n = 51), das längste Intervall 6 Stunden (n = 3). Auf ein längeres Pausenintervall verzichten 12 (22,2%) Zentren, 7 (12,9%) pausieren die Geburtseinleitung nachts. Die Anzahl der Misoprostolgaben ist im Median 4 pro 24 Stunden (Min = 1Gabe/24h, Max = 6Gaben/24h), die durchschnittliche Tagesgesamtdosis beträgt 262,5 µg (Min = 50 µg, Max = 500 µg). In 15 (27,8%) Kliniken erfolgt eine Dosissteigerung am Folgetag, 23 (42,6%) behalten dieselbe Tagesgesamtdosis konstant bei. Die Applikation erfolgt vaginal (n = 3), oral (n = 48) oder beides (n = 3).

Schlussfolgerung: Unsere Erhebung zeigt, dass Misoprostol in den untersuchten Kliniken mehrheitlich zur Geburtseinleitung verwendet wird. Es besteht eine bemerkenswerte Heterogenität in Bezug auf Applikationsform, Dosierung, Intervall der Einzeldosen, Gesamttagesdosis und Gesamtdauer. Eine bundesweite Befragung zur Korrelation der Anwendungsmodalitäten mit dem jeweils damit assoziierten Outcome ist derzeit in Arbeit.