Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po04_4
DOI: 10.1055/s-0033-1361406

1 von 33 Schwangerschaften von Fehlbildung betroffen – Fehlbildungserfassung in Sachsen-Anhalt

A Köhn 1, D Götz 1, J Hoyer-Schuschke 1, C Spillner 1, C Vogt 1, A Rißmann 1
  • 1Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt, Magdeburg, Germany

Einleitung: Angeborene Fehlbildungen sind die häufigste Todesursache im Kindesalter und zweithäufigste Ursache der Säuglingssterblichkeit. Im Fehlbildungsmonitoring Sachsen-Anhalt werden seit 1980 Daten zu Feten/Kindern mit angeborenen Fehlbildungen erfasst und analysiert. Sachsen-Anhalt ist das einzige Bundesland mit einer flächendeckenden Fehlbildungserfassung.

Methodik: Das Fehlbildungsmonitoring, eine vom Land Sachsen-Anhalt geförderte Einrichtung, arbeitet multizentrisch und populationsbezogen. Die Datenerfassung erfolgt anonymisiert über standardisierte Meldebögen. Grundlagen der Häufigkeitsberechnungen bilden die Fallmeldungen der Pränatalmedizin, aus Geburts- und Kinderkliniken sowie pathologischen Einrichtungen zu Kindern/Feten mit angeborenen Fehlbildungen und Anomalien unter Berücksichtigung des Geburtsausganges (Lebendgeborene, Totgeborene, Spontanaborte < 16. SSW, medizinisch induzierte Aborte). Die Verschlüsselung der Diagnosen erfolgt unter Verwendung eines erweiterten ICD10-Schlüssels.

Ergebnis: Die Prävalenz großer Fehlbildungen liegt in der Erfassungsregion bei 3,4 pro 10.000 Geborene (Zeitraum 2000 – 2012). Exemplarisch sollen die Prävalenzen von Gastroschisis und Neuralrohrdefekten, die einer pränatalen Diagnostik gut zugänglich sind, und anorektalen Fehlbildungen, die pränatal schwer detektierbar sind und auf Grund der Begleitfehlbildungen auffallen, dargestellt werden. Es sollen anhand der Folsäuresupplementierung Erfolg oder Grenzen primärpräventiver Maßnahmen diskutiert werden.

Schlussfolgerung: In Mitteldeutschland ist 1 von 33 Schwangerschaften von einer oder mehreren großen Fehlbildungen betroffen. Neben Häufigkeitsangaben ermöglicht die Fehlbildungserfassung die Analyse von Risikofaktoren angeborener Fehlbildungen mit dem Ziel, präventive Strategien zu entwickeln oder zu verbessern. Die Daten sind außerdem Grundlage für die Gesundheitsberichterstattung und klinisch relevante multidisziplinäre Beratungen betroffener Familien.