Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po02_7
DOI: 10.1055/s-0033-1361393

Schwangerschaftassoziierte Osteoporose mit multiplen Deckplattenfrakturen der Wirbelsäule – Bedeutung für Schwangerschaftsverlauf und Entbindungmodus

J Lange 1, AK Kämpf 1, S Grüßner 1, P Kiene 1, F Louwen 1
  • 1Goethe-Universität Frankfurt, Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Frankfurt am Main, Germany

Einführung: Die Inzidenz der schwangerschaftsassoziierten Osteoporose (SSO) wird mit 0,4 auf 100000 Frauen/Jahr angegeben. Etwa 100 publizierte Fälle zeigen, dass häufig Erstgebärende zwischen dem 25. – 30. Lebensjahr im dritten Triminon betroffen sind. Zumeist werden Rückenbeschwerden, Immobilitäten der Hüft- und Sprunggelenke angegeben. Die Ätiologie ist unklar. Wir berichten über einen ungewöhnlichen Schwangerschaftsverlauf mit SSO bei dem sich im antepartalen MRT multiple Deckplattenfrakturen der Lendenwirbelsäule sowie Bandscheibenprotrusionen der Hals- und Lendenwirbelsäule darstellten.

Kasuistik: 20-jährige II Gravida, 0 Para in der 35 + 3 SSW mit bisher unauffälligem Schwangerschaftsverlauf. Seit vier Wochen belastungsunabhängige Rücken- und Kreuzbeinschmerzen mit Bewegungs-einschränkungen. Anamnestisch bestand eine heterozygote Faktor-V-Leiden Mutation und AT-III-Mangel mit bestehender niedermolekularen Heparintherapie. Pathologische erniedrigte Laborwerte wurden für Vit D3 und PTH erhoben. Die neurologische Untersuchung ergab einen Kraftverlust beider Beine. Therapiert wurde mit Vit D3, Calcium, Parathormon und kombinierter Analgesie. Bei Besserung der Beschwerden erfolgte die Geburt eines eutrophen Mädchens in der 36+6 SSW aus Schädellage. Postpartal wurde die Substitutionstherapie mit Vit D3 und Calcium fortgesetzt. Das postpartale MRT ergab keinen Anhalt für zusätzliche Deckplattenfraktur der Wirbelsäule oder andere Komplikationen.

Schlussfolgerung: Bei persistierenden Rückenschmerzen in der Schwangerschaft ist differentialdiagnostisch an eine SSO zu denken. Bei rascher Einleitung der Diagnostik und Therapie stellt eine ausgeprägte SSO keine primäre Kontraindikation für eine vaginale Entbindung dar.