Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - Po02_5
DOI: 10.1055/s-0033-1361391

Betreuung von Patientinnen mit Myasthenia gravis während Schwangerschaft und Entbindung – drei Fallberichte

C Knipper 1, A Klee 1, A Kunze 2, M Gonser 1
  • 1Dr. Horst Schmidt Kliniken, Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Wiesbaden, Germany
  • 2Dr. Horst Schmidt Kliniken, Klinik für Kinder und Jugendliche, Wiesbaden, Germany

Fragestellung: Ziel war es, die Auswirkung von Myasthenia gravis (MG) auf Schwangerschaft und Entbindungsmodus sowie das Outcome der Neugeborenen zu analysieren.

Eine MG neonatorum kann durch diaplazentare Übertragung maternaler Autoantikörper gegen Acetylcholinrezeptoren auf den Feten entstehen.

Methodik: Retrospektiv wurden drei Fälle von Patientinnen mit MG, die in unserer Klinik entbunden wurden, analysiert.

Ergebnis:

Fall 1: 37-jährige II Gravida/II Para mit MG 2b nach Ossermann, Spontanpartus in 39+2 SSW nach Geburtseinleitung bei Gestationsdiabetes. Z.n. Thymektomie. Die Patientin nahm regelmäßig Mestinon (Pyridostigminbromid, 60 mg, Dosierung nach Klinik, bis zu 10 Tabletten pro Tag) ein und erhielt präpartal Privigen i.v. (Immunglobuline, einmalig 40 g) sowie postpartal eine Plasmapherese. Kind: Knabe, 3880 g, Apgar 9/9/10. Trotz hohem maternalen Medikamentenbedarf postnatal unkomplizierte neonatale Adaptation.

Fall 2: 34-jährige II G/II P, mit MG, Medikation: Mestinon (60 mg 3 x tgl.). Notsectio (Re-Sectio mit Uteruslängsschnitt) in 30+0 SSW bei Amnioninfektionssyndrom nach vorzeitigem Blasensprung in 28+4 SSW. Kind: 1360 g, Apgar 2/7/9. Verlegung auf die neonatologische Intensivstation bei Frühgeburtlichkeit.

Fall 3: 32-jährige II G/I P mit seronegativer MG, während Schwangerschaft keine Medikation. Primäre Sectio in 39+3 SSW bei Beckenendlage. Kind: Knabe, 3380 g, Apgar 9/10/10.

Alle drei Patientinnen waren klinisch gut eingestellt und zeigten peripartal keine myasthene Symptomatik. Die Kinder wurden postpartal zum Ausschluss einer MG neonatorum in die Kinderklinik verlegt. Mittels Beobachtung der Klinik (Motorik, Trinkverhalten, Atmung) konnte in allen drei Fällen eine MG neonatorum ausgeschlossen werden.

Schlussfolgerung: Eine enge Zusammenarbeit zwischen Neurologen, Geburtshelfern und Pädiatern ist notwendig, um Schwangere mit MG sowie die Neugeborenen optimal betreuen zu können. Eine Entbindung in einem Perinatalzentrum ist dazu empfehlenswert.