Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V28_6
DOI: 10.1055/s-0033-1361373

Erfassung von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft. Ein Städtevergleich zwischen Berlin und Wien

A Bacovsky 1, M Nagel 1, W Henrich 1, JP Siedentopf 1
  • 1Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Germany

Jährlich werden in Deutschland ca. 4000 Kinder mit fetalem Alkoholsyndrom (FAS) und weitere 20.000 Kinder mit Alkoholfolgeerkrankungen (FASD) geboren. Nur durch kompletten Alkoholverzicht ließe sich dies verhindern. In den Mutterschafts-Richtlinien wird eine Beratung zu Genussmitteln am Beginn der Schwangerschaft gefordert, inhaltliche Empfehlungen werden jedoch nicht ausgesprochen.

Fragestellung: Welche Empfehlungen werden zum Alkoholkonsum in der Schwangerschaft gegeben und welche Methodik wird zur Anamneseerhebung angewandt?

Methodik: In einer telefonischen Umfrage bei insgesamt 73 gynäkologisch-geburtshilflichen Praxen in Berlin und Wien wurden deren Empfehlungen zum Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, dem Verwenden von standardisierten Fragebögen zur Anamneseerhebung sowie der Anzahl von alkoholkonsumierenden schwangeren Patientinnen und deren weitere Betreuung erfragt.

Ergebnisse: 98% der Befragten in Berlin empfahlen Alkoholabstinenz in der Schwangerschaft. In Wien empfahlen dagegen nur 59% der befragten Personen den vollkommenen Verzicht auf Alkohol, die als unbedenklich geäußerten Mengen an Alkohol waren unpräzise und fielen teilweise in riskante Bereiche.

In keiner befragten Praxis wurde einer der empfohlenen Fragebögen zum Alkohol-Screening verwendet. Das weitere Verfahren mit Patientinnen, die angeben, Alkohol zu konsumieren, variierte stark.

Schlussfolgerungen: Die Mutterschaftsrichtlinie sollte um klare Empfehlungen zum Alkoholkonsum in der Schwangerschaft erweitert werden. Diese sollten den kompletten Alkoholverzicht in der Schwangerschaft beinhalten. Weiterhin sollte die Befragung zum Alkoholkonsum standardisiert werden, um Schwangere mit riskantem Verhalten frühzeitig identifizieren zu können.