Problemstellung: Der Tod eines Kindes ist wahrscheinlich der schwerwiegendste Verlust, den Eltern
erleben können. Bei einer Fehl- oder Totgeburt kann die Schwangerschaft nicht bis
zum Ende gelebt und der erste Schrei des Kindes nicht gehört werden. Die Existenz
des tot- oder fehlgeborenen Kindes wird meistens nur von den Müttern/Vätern wahrgenommen
und bezeugt. Zum unerwarteten frühen Tod und der daraus folgenden Trauer über den
Verlust kommt auch noch die Trauer der verloren gegangenen, gemeinsamen Lebenszeit
mit dem Kind hinzu. Die plötzlich fehlende Lebensaufgabe führt meistens in eine tiefe
Identitätskrise. So stellen sich Eltern die eine Fehl- oder Totgeburt erleben, die
Frage ob sie nun Eltern eines Kindes sind oder nicht.
Die Existenz und Identität eines Kindes, das während der Schwangerschaft stirbt, wird
oft ignoriert und dadurch wird den Betroffenen die berechtigte Trauer aberkannt. Diese
Kinder können oft nur wenige Augenblicke oder gar nicht in den Arm genommen, begrüßt
und verabschiedet werden. Diese fehlende gemeinsame Zeit mit dem Kind erschwert den
Trauerprozess. In der Betreuung bei Fehl- und Totgeburt wird übersehen, wie wichtig
das Kennenlernen und das Begrüßen dieses Kindes ist. Diesem unerwarteten Lebensübergang
wird wenig Bedeutung gegeben. Die Betreuung während einer Fehl- und Totgeburt im Krankenhaus
ist vielerorts unzureichend. Die daraus folgende Auswirkung ins Familiensystem, die
der Tod eines Kindes mit sich bringt, wird unterschätzt.
Forschungsfrage: Hat die Betreuung während einer Fehl- oder Totgeburt oder beim Sterben eines Kindes
im ersten Lebensjahr Auswirkung auf die Integration dieses Ereignisses in das Leben
der betroffenen Frau und ihres Familiensystems?