Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V28_5
DOI: 10.1055/s-0033-1361372

Kritische unerwartete Lebensübergänge bei frühem Tod eines Kindes (Fehlgeburt, Totgeburt, Tod im 1. Lebensjahr)

K Huber 1, S Gobara 2
  • 1Freie Hebamme, Pfronten, Germany
  • 2Ambulatorium Sonnenschein, St. Pölten, Austria

Problemstellung: Der Tod eines Kindes ist wahrscheinlich der schwerwiegendste Verlust, den Eltern erleben können. Bei einer Fehl- oder Totgeburt kann die Schwangerschaft nicht bis zum Ende gelebt und der erste Schrei des Kindes nicht gehört werden. Die Existenz des tot- oder fehlgeborenen Kindes wird meistens nur von den Müttern/Vätern wahrgenommen und bezeugt. Zum unerwarteten frühen Tod und der daraus folgenden Trauer über den Verlust kommt auch noch die Trauer der verloren gegangenen, gemeinsamen Lebenszeit mit dem Kind hinzu. Die plötzlich fehlende Lebensaufgabe führt meistens in eine tiefe Identitätskrise. So stellen sich Eltern die eine Fehl- oder Totgeburt erleben, die Frage ob sie nun Eltern eines Kindes sind oder nicht.

Die Existenz und Identität eines Kindes, das während der Schwangerschaft stirbt, wird oft ignoriert und dadurch wird den Betroffenen die berechtigte Trauer aberkannt. Diese Kinder können oft nur wenige Augenblicke oder gar nicht in den Arm genommen, begrüßt und verabschiedet werden. Diese fehlende gemeinsame Zeit mit dem Kind erschwert den Trauerprozess. In der Betreuung bei Fehl- und Totgeburt wird übersehen, wie wichtig das Kennenlernen und das Begrüßen dieses Kindes ist. Diesem unerwarteten Lebensübergang wird wenig Bedeutung gegeben. Die Betreuung während einer Fehl- und Totgeburt im Krankenhaus ist vielerorts unzureichend. Die daraus folgende Auswirkung ins Familiensystem, die der Tod eines Kindes mit sich bringt, wird unterschätzt.

Forschungsfrage: Hat die Betreuung während einer Fehl- oder Totgeburt oder beim Sterben eines Kindes im ersten Lebensjahr Auswirkung auf die Integration dieses Ereignisses in das Leben der betroffenen Frau und ihres Familiensystems?