Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V28_3
DOI: 10.1055/s-0033-1361370

Babylotse plus – ein psychosoziales Screening- und Unterstützungsprogramm (nicht nur) für belastete Eltern von der Geburt bis zum 1. Geburtstag

S Fisch 1, R Tonn 1, R Bergmann 1, C Hohmann 1 C Klapp 2Babylotse plus Charité
  • 1Charité Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • 2Klinik für Geburtsmedizin, Charité Universitätsmedizin, Berlin, Germany

Einleitung: Mit dem Modell-Projekt Babylotse Plus des NZFH unterstützt von der LEO-Stiftung Berlin, wird ein psychosoziales "Frühwarnsystem" entwickelt, das systematischen Zugang zu Familien herstellt, ihren Hilfebedarf erkennt sowie schnell, nicht stigmatisierend, Zugang zu passgenauen Frühen Hilfen schafft.

Fragestellung: Wie zuverlässig können belastete Familien mit dem Screeningbogen (SB) erkannt werden?

Methoden: Vergleich von standardisierten Erstgesprächen bei Familien mit hohem und niedrigem Belastungs-Score mittels Vollerhebung von > 80% aller Geburten in der Charité Virchow und Charité Mitte in vier Monaten (aktuell n = 1.125) nach Screening (Fragebogen, Anamnese) auf "Risikofaktoren" für familiäre Belastung. Bei hohem Score erfolgt Abklärung mittels sozialpädagogischem Erstgespräch. Ressourcen, Belastungen u. Unterstützungsbedarf werden standardisiert eruiert u. die Familie ggf. an passende Frühe Hilfen weitergeleitet. Zum Vergleich erfolgt das Gespräch auch bei Familien mit niedrigem Score.

Ergebnisse: Bei knapp 50% der Familien unserer Gebärenden wurden Belastungsfaktoren eruiert. Erste Ergebnisse weisen auf u.a. Migration nur in Kombination mit finanziellen Problemen und mangelnder Integration als Faktoren. Auch Hinweise des Pflegeteams bei sonst unauffälligen SB können ein guter Indikator für Familien sein, die von Frühen Hilfen profitieren würden.

Schlussfolgerungen und Ausblick: Durch die systematische psychosoziale Analyse werden mehr Familien mit Unterstützungsbedarf sicher eruiert, diese nehmen überwiegend gern die konkretisierenden Erstgespräche an und können von der Vermittlung in Frühe Hilfen profitieren. Die Untersuchung von Gesundheit, Eltern-Kind-Bindung u. Lebensqualität einjähriger Kinder wird mit denen vor Einführung des Projekts verglichen.