Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V27_1
DOI: 10.1055/s-0033-1361362

Veränderungen der Maximalgeschwindigkeit in der Arteria cerebri media (ACM) bei Ungeborenen mit Spina bifida nach perkutaner fetoskopischer Patchabdeckung der Fehlbildung zur nicht-invasiven Anämiediagnostik

J Degenhardt 1, R Axt-Fliedner 1, C Enzensberger 1, A Khaleeva 2, F Oehmke 3, T Kohl 2
  • 1Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen, Frauenklinik, Abteilung für Pränatalmedizin, Gießen, Germany
  • 2Deutsches Zentrum für Fetalchirurgie und minimal-invasive Therapie (DZFT), Universitätsklinikum, Gießen, Germany
  • 3Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Standort Gießen, Frauenklinik, Gießen, Germany

Ziel: Ein minimal-invasiver fetoskopischer Verschluss der Spina bifida soll das postnatale neurologische Outcome betroffener Kinder verbessern. Ziel der retrospektiven Untersuchung war es, das mit der Operation verbundene fetale Blutungsrisiko zu evaluieren.

Methode: Wir führten eine retrospektive Analyse von 51 im Zeitraum zwischen Juli 2010 und April 2013 mittels minimal-invasiver fetoskopischer Patchabdeckung am DZFT operierten Feten durch. Das durchschnittliche Schwangerschaftsalter zum Zeitpunkt des Eingriffs betrug 24 Wochen (Spanne: 21 – 29 Wochen). Bei allen Feten wurde die Maximalgeschwindigkeit der Arteria cerebri media (ACM-Vmax) vor und nach dem Eingriff mittels Spektraldopplersonografie gemessen.

Ergebnisse: In allen Fällen wurde intraoperativ ein fetaler Blutverlust beobachtet. Die ACM-Vmax betrug im Durchschnitt präoperativ 27 ± 5,6 und postoperativ 32 ± 6,2 cm/s (Durchschnitt ± Standardabweichung). Dieser leichte Anstieg erreichte im t-Test für verbundene Stichproben Signifikanzniveau (p =< 0,01). Bei 50 Feten lag die postoperative ACM-Vmax unter 1,5 MoM, so dass eine fetale Anämie unwahrscheinlich war. Nur in einem Fall kam es zu einer leichten Erhöhung über 1,5 MoM, die sich während des postoperativen stationären Aufenthaltes normalisierte. In keinem Fall war eine intrauterine Bluttransfusion notwendig.

Schlussfolgerung: Geringgradige Blutungsereignisse im Rahmen der fetoskopischen Chirurgie bei Spina führen postoperativ zu leichten Anstiegen der ACM-Vmax, meistens innerhalb der Norm. Insgesamt erscheint das Risiko einer größeren fetalen Blutung mit Entwicklung einer klinisch relevanten fetalen Anämie durch den Eingriff niedrig.