Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V26_5
DOI: 10.1055/s-0033-1361360

AML in der Schwangerschaft: Fallvorstellung

L Sedlacek 1, B Ramsauer 1, J Brazier 1, N Buys 1, L Marretta 2
  • 1Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Germany
  • 2Vivantes Klinikum Neukölln, Klinik für Innere Medizin – Onkologie/Hämatologie, Berlin, Germany

Einleitung: Die Inzidenz von Leukämie in der Schwangerschaft beträgt ca. 1: 75.000. Die Behandlung der akuten Leukämie ist die umgehende Chemotherapie. Unbehandelt fatal, behandelt mit erheblichen Risiken für Mutter und Kind verbunden, stellt diese Erkrankung in der Schwangerschaft eine Herausforderung für alle Beteiligten dar.

Fall: Eine 36-jährige III. G I. P wurde bei 25+3 SSW mit einer symptomatischen makrozytären hypochromen Anämie in die Klinik eingewiesen. Anamnestisch waren keine hämatologischen Vorerkrankungen bekannt. Bei Aufnahme wurde eine akute myeloische Leukämie diagnostiziert.

Es erfolgte die Chemotherapie mit Cytarabin und Daunorubicin nach Standard-Protokoll, bei Nichtansprechen die Re-Induktion mit einem aggressiveren Regime. Beide Zyklen waren durch Hämatotoxizität mit Notwendigkeit zahlreicher Transfusionen sowie fieberhafte Infekte bei Neutropenie kompliziert. Regelmäßige Dopplerkontrollen zeigten einen Anstieg des Widerstands der A. umbilicalis und eine erhöhte Vmax der A. cerebri media. Im Verlauf kam es zur Abflachung der fetalen Wachstumskurve. Nach Lungenreifeinduktion erfolgte bei zunehmender Wehentätigkeit und vorzeitigem Blasensprung bei 31+0 SSW die sekundäre Sectio (V.a. Amnioninfektionssyndrom in maternaler Neutropenie).

Geburt eines Mädchens, 1240 g, Länge 38 cm, KU 27 cm, Apgar 2/4/6, NA-pH 7,28

Das Kind erhielt bis zum 8. LT Atemunterstützung sowie einmalig eine Transfusion bei initialer Anämie. Die Echokardiografie war unauffällig, die weitere Entwicklung bis dato (17. LT) zeitgerecht. Mütterlicherseits kam es postpartal unter Breitbandantibiose zur allmählichen Regeneration. Geplant ist die allogene Stammzelltransplantation im Juli 2013.

Fazit: Bei akuter Leukämie gilt auch in der Schwangerschaft der unverzügliche Beginn einer Chemotherapie als Behandlung der Wahl. In Bezug auf Langzeitergebnisse – sowohl die Mutter, als auch das Kind betreffend – fehlen derzeit noch prospektive Daten.