Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V25_6
DOI: 10.1055/s-0033-1361354

Nt-proBNP im Fruchtwasser: Ein Biomarker des fetalen Zustands?

C Leufgen 1, B Stoffel-Wagner 2, R Fimmers 3, U Gembruch 1, WM Merz 1
  • 1Frauenklinik der Universitätsklinik Bonn, Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Bonn, Germany
  • 2Institut für klinische Chemie und Pharmakologie der Universitätsklinik, Bonn, Germany
  • 3Institut für Medizinische Biometrie, Informatik und Epidemiologie der Universitätsklinik, Bonn, Germany

Ziel: Zirkulierendes n-terminales pro-B-Typ natriuretisches Peptid (nt-proBNP) ist ein etablierter Biomarker einer kardialen Dysfunktion im Erwachsenen- und Kindesalter. Neueste Untersuchungen bestätigen diese Funktion auch für die Fetalzeit.

Wir untersuchten den Zusammenhang von nt-proBNP in Fruchtwasser (FW) und Fetalblut (FB).

Methodik: Wir rekrutierten Schwangere zwischen der 13. – 28. Schwangerschaftswoche (SSW). Es wurden eine detaillierte Ultraschall-Untersuchung, Echokardiografie und Dopplersonografie durchgeführt.

Die Fälle wurden in 2 Gruppen eingeteilt:

(1) keine Auffälligkeiten oder Fehlbildungen ohne Auswirkung auf die kardiovaskuläre Funktion;

(2) Fehlbildungen mit direkter oder indirekter Beteiligung des Herz-Kreislaufsystems.

Nt-proBNP wurde mit einem kommerziell erhältlichen Chemilumineszenz-Immunoassay bestimmt.

Ergebnis: Untersucht wurden 115 FW- und 36 FB- Proben. Das mittlere Gestationsalter lag bei 20,5 SSW (SD ± 3,86). Die nt-proBNP-Konzentration im FW nahm im Schwangerschaftsverlauf ab (r =-0,228; P < 0,02). Es zeigte sich eine gute Korrelation zwischen nt-proBNP in FW und FB (r = 0,630; P < 0,001).

Feten mit Fehlbildungen, die mit einer kardialen Dysfunktion einhergehen, hatten signifikant höhere nt-proBNP-Werte im FW (P < 0,05). Die zugehörige ROC-Analyse ergab einen Wert von ≥3033 ng/L (Sensitivität 0,935; 1-Spezifität 0,904) für die Detektion einer Auffälligkeit.

Schlussfolgerung: Der bereits für Fetalblut nachgewiesene Zusammenhang zwischen kardialer Dysfunktion und nt-proBNP-Konzentration konnte für FW bestätigt werden. Damit steht ein leicht zugänglicher Biomarker zur Verfügung, der Hinweise auf das fetale Wohlergehen geben kann. Sein Stellenwert für Diagnostik und Verlaufsbeobachtung fetaler Auffälligkeiten erfordert weitergehende Untersuchungen.