Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V24_1
DOI: 10.1055/s-0033-1361342

Eklamptischer Anfall unter der Geburt mit anschließendem Posterioren Reversiblen Enzephalopathie-Sydrom (PRES)

HB Jah 1, E Schalinski 1, L Hellmeyer 1
  • 1Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Gynäkologie und Geburtsmedizin, Berlin, Germany

Hintergrund: Die Schwangerschaftsinduzierte Hypertension, Präeklampsie und Eklampsie stellen die häufigsten Komplikationen im 2./3. Trimenon dar. Beginnend von Hypertension, Proteinurie über neurologische Ausfälle bis hin zum Grand mal Anfall ist dieses Krankheitsbild eine Systemerkrankung hoher maternaler sowie fetaler Morbidität und Mortalität. Das PRES beschreibt cerebrale Veränderungen im Rahmen der Eklampsie.

Methodik: engmaschige Überwachung von Vitalwerten und Laborparametern, cMRT mit FLAIR Sequenz, EEG

Fallbericht: Die 34-jährige Erstgravida stellt sich mit Wehentätigkeit in der 39. SSW nach unauffälligem Schwangerschaftsverlauf vor. In der Austreibungsperiode kommt es plötzlich zu einem generalisierten tonisch-klonischen Anfall. Mit der sofortigen Injektion von 1 g Magnesiumsulfat kann der Anfall durchbrochen werden. Bei VT I+2, Entscheid zur Notfall-Vakuumextraktion. 5 Minuten nach Anfallsbeginn ist ein gesunder Junge (APGAR 9 – 10 – 10, pH 7,19) entbunden. Die Patientin habe Kopfschmerzen, sehe Doppelbilder. Der Blutdruck beträgt postpartal 160/90 mmHg bei deutlicher Hyperreflexie.

10h postpartal erreichen die Transaminasen mit > 3000U/I ihr Maximum und die Thrombozyten fallen auf 9Tl/nl. Die Patientin ist transfusions- und intensivpflichtig. Der Blutdruck stabilisiert sich unter Ebrantil. Der Magnesiumspiegel wird mittels Dauerinfusion über 2 mmol/l gehalten. Im cMRT zeigt sich ein vasogenes Hirnödem mit assoziierter Schrankenstörung. Die Patientin bleibt unter passagerer Clobazam-Therapie anfallsfrei und wird ohne neurologische Defizite entlassen. Eine Thrombophiliediagnostik nach 3 Monaten ergibt keinen Hinweis auf plasmatische Gerinnungsstörungen.

Diskussion: Mit einer schweren Eklampsie ist jederzeit zu rechnen. Einziger Hinweis im vorliegenden Fall war ein einmalig erhöhter Blutdruck 2h präpartal ohne zusätzliche Auffälligkeiten. Aufgrund der Anamnese wird der Patientin für eine Folgeschwangerschaft die Einnahme von ASS empfohlen. Das Risiko bleibt erhöht.