Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V23_5
DOI: 10.1055/s-0033-1361339

Intrauterine Mangelversorgung führt zu einer dauerhaften Störung der Stressachse bei Säuglingen im Alter von 4 bis 6 Monaten

MK Schäffer 1, 2, T Burkhardt 1, M Rauh 3, HU Bucher 2, JC Fauchère 2, L Schäffer 1
  • 1UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Switzerland
  • 2UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Neonatologie, Zürich, Switzerland
  • 3Universitätsklinikum Erlangen, Kinder- und Jugendklinik, Erlangen, Germany

Fragestellung: Die intrauterine Mangelversorgung ist ein Risikofaktor für die Entstehung von kardiovaskulären und metabolischen Erkrankungen im Erwachsenenalter (fetale Programmierung). Eine gestörte Regulation der Stressachse scheint hierbei eine entscheidende Rolle zu spielen. Wir untersuchten die Stressachse im Alter von 4 – 6 Monaten.

Methodik: 19 SGA Kinder (≤3. %-ile) und 17 bei Geburt normalgewichtige Kontrollkinder wurden mittels Stressreiz im Rahmen einer Routine-Impfung im Alter von 4 bzw. 6 Monaten untersucht. Cortisolwerte wurden unter Ruhebedingungen und 25 bzw. 45 min nach dem Stressreiz im Speichel gemessen. Individuelle Cortisol-Reaktionen wurden als Unterschied der einzelnen Zeitpunkte Δ mittels Mann-Whitney Test analysiert.

Ergebnis: Das Gestationsalter bei Geburt war zwischen SGA- und Kontrollgruppe vergleichbar (271 vs. 264 Tage, n.s.). Das mediane Geburtsgewicht der SGA Gruppe war 2200 g (0,6.%-ile), der Kontrollgruppe 3270 g (48. %-ile) (p < 0,05). SGA Kinder waren zum Studienzeitpunkt weiterhin signifikant leichter als die Kontrollgruppe (6300 g vs. 7160 g, p < 0,05). Ruhewerte für Cortisol zwischen SGA und Kontrollen waren vergleichbar (1,06 [0,41 – 10,65] ng/ml vs. 1,25 [0,32 – 1,09] ng/ml (median [range] n.s.). Während bei Kontrollkindern keine relevante Cortisolreaktion auf den Stressreiz folgte (1,03 [0,29 – 2,26] ng/ml (Delta -0,27 [-1,83 – 1,71] n.s.) zeigten Kinder der SGA-Gruppe einen signifikanten Anstieg des Cortisols (2,31 [0,47 – 6,09] ng/ml (Delta 0,73 [-5,23 – 5,61] ng/ml, p < 0,05). Dieser Anstieg war im Vergleich zur Kontrollgruppe nach 45 min normalisiert.

Schlussfolgerung: Eine intrauterine Mangelversorgung führt im 1. Lebensjahr zu einer signifikanten und dauerhaften Störung der kindlichen Stressachse. Diese erhöhte Sensitivität gegenüber Stressreizen könnte, wenn sie dauerhaft besteht, mit verantwortlich sein für die Entstehung von Erkrankungen im späteren Leben.