Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V20_6
DOI: 10.1055/s-0033-1361321

Haben Migrantinnen oder ihre Neugeborenen ein ungünstiges perinatales Outcome?

J von Hofen-Hohloch 1, T Borde 2, O Razum 3, J Breckenkamp 3, S Brenne 1, M David 1
  • 1Klinik für Gynäkologie, Charité Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • 2Alice Salomon Hochschule, Berlin, Germany
  • 3Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Bielefeld, Germany

Fragestellung: Unterscheiden sich die geburtshilflichen Parameter Nabelschnur-pH- und Apgar-Wert, Geburtsmodus und -komplikationen von Frauen mit im Vergleich zu Frauen ohne Migrationshintergrund?

Methodik: Prospektive Studie in drei Berliner Geburtskliniken über einen einjährigen Zeitraum von 2011 – 2012, standardisierte Interviews bei Aufnahme in den Kreißsaal auf der Basis eines mehrseitigen Fragebogens: soziodemographischen Daten, Fragen zur Schwangerenbetreuung, zum Migrationshintergrund und zur Akkulturation; Zusammenführung der Interviewdaten mit den AQUA-Perinataldaten (Bundesweite Aufzeichnung von geburtshilflichen Daten zur Qualitätssicherung, 190 items), statistische Auswertung (deskriptiv, lineare u. logistische Regressionsanalysen)

Ergebnis: Es konnten n = 7.100 auswertbare Datensätze von entbindenden Frauen ausgewertet werden, (Rücklaufquote 93,9%). Davon waren 39,7% Migrantinnen der 1. Generation, 13,5% der 2./3. Gen. und 42,1% Nicht-Migrantinnen. Es zeigt sich kein statistisch signifikanter Unterschied beim perinatalen Outcome (Apgar-/Nabelschnur-pH-Werte) im Vergleich Migrantinnen vs. Nicht-Migrantinnen. Nicht-Migrantinnen wurden häufiger per Sectio entbunden als Migrantinnen der 1. – 3. Gen. (39,1% vs. 30,2%). Keine auffälligen Unterschiede zeigten sich bei den vaginal-operativen Entbindungen. Migrantinnen der 1. Gen. (RR = 1,14; 95% KI 1,06 – 1,23) und 2./3. Gen. (RR = 1,27; 95% KI 1,15 – 1,40) haben ein signifikant höheres Risiko für Geburtskomplikationen als die Nicht-Migrantinnen. Bei den Migrantinnen (1. Gen) wurden vor allem Dammrisse u. Blutungen, bei den Migrantinnen der 2./3. Gen. Scheidenrisse oder eine Anämie beobachtet.

Schlussfolgerung: Beim kindlichen postnatalen Zustand gibt es keine signifikanten Unterscheide zwischen Migrantinnen und Nicht-Migrantinnen. Die Unterschiede bei den Geburtskomplikationen und der Sectiofrequenz deuten möglicherweise auf Versorgungs- oder Einstellungsunterschiede hin.