Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V19_7
DOI: 10.1055/s-0033-1361315

Metastasiertes Rektumkarzinom in der Schwangerschaft: ein Fallbericht

LK Sann 1, J Jueckstock 1, W Sigg 1, R Kaestner 1, K Friese 1, TK Teubner 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Klinikum der Universität München, Geburtshilfe, München, Germany

Das Auftreten von kolorektalen Karzinomen in der Schwangerschaft ist selten und wird mit einer Inzidenz von 1: 30000 – 50000 beschrieben. Die Problematik liegt in der späten Diagnosestellung aufgrund von oft unspezifischen Symptomen sowie eingeschränkter diagnostischer Möglichkeiten.

Fallbericht: Eine 36-jährige IVG/IIP mit 26+3 SSW mit Di-Di-Gemini wurde wegen vaginaler Blutung bei Plazenta praevia totalis stat. aufgenommen. Im Verlauf kam es zu Oberbauchschmerzen rechts mit exzessivem Anstieg der Entzündungsparameter. Sono-Abdomen und Oberbauch-Nativ-MRT zeigten zwei Raumforderungen im rechten Leberlappen (13 cm) und Segment II (5 cm) a.e. i.S. einer Follikulären Nodulären Hyperplasie, DD einem eingeblutetem Hämangiom und somit gutartig. Bei vorzeitigem Blasensprung in der 28. SSW. bei V.a. Amnioninfektionssyndrom trotz untypischer Klinik erfolgte die primäre Sectio. Postpartal bestanden subfebrile Temperaturen, erhöhte Entzündungszeichen und Transaminasen mit Einschränkung der Lebersyntheseleistung. Eine CT-Thorax/Abdomen ergab keinen richtungsweisenden Befund. Bei malignitätsverdächtigem Befund in der Leber in der KM-Sonografie folgte die histologische Sicherung einer Metastase eines kolorektalen Karzinoms durch Leberpunktion und der coloskopische Nachweis eines teilstenosierenden Rectumkarzinoms 15 cm a.a.. Die Patientin wurde einer anterioren Sigma-Rektumresektion, atypischen Leberteilresektion sowie zweizeitiger Embolisation des rechten Pfortadersystems und nachfolgender Resektion des rechten Leberlappens unterzogen. Eine adjuvante Chemotherapie folgte.

Schlussfolgerung: Unser Fall zeigt, dass bei exzessiv erhöhten Infektparametern unklarer Genese differentialdiagnostisch an ein malignes Geschehen gedacht werden sollte. Der Einsatz von Kontrastmittel kann auch in der Schwangerschaft erwogen werden, um eine verzögerte Diagnosestellung zu vermeiden. Hierfür ist die reibungslose Zusammenarbeit anderen Fachdisziplinen, insbesondere mit den Radiologen essentiell.