Hintergrund: Die Entstehung des Neuralrohrdefektes Spina bifida liegt zwischen dem 22. und 28.
Tag der Embryonalentwicklung, der Zeitspanne der sog. primären Neurulation (Bildung
des Neuralrohrs aus der Neuralplatte sowie dessen Verschlusses). Eines der Hauptsymptome
ist die kongenitale Skoliose. Sie ist eine Wirbelsäulendeformität mit Seitverbiegung
und Verdrehung der Wirbelsäule. Die unvollständig ausgebildeten Wirbel führen zu einem
asymmetrischen Wachstum der Wirbelsäule. Hierdurch kommt es zu einer Verformung des
Brustkorbs, der auch als "Rippenbuckel" bezeichnet wird. Die Beweglichkeit der Wirbelsäule
ist im Bereich der Skoliose eingeschränkt, ebenso die Funktion der im Brustkorb liegenden
Organe wie Lunge und Herz.
Fallbericht: Wir berichten über eine 28-jährige 1G/0P mit Kleinwuchs (130 cm und 30 kg), Zustand
nach multiplen Operationen bei angeborener Spina bifida und starker Skoliose. Jahrelang
bestand eine belastungsabhängige Dyspnoe sowie Tachykardie. Die Patientin ist spontan
schwanger geworden. Bei zunehmender Dyspnoe in der 26. SSW erfolgte die Lungenreifeinduktion.
Das Herzecho ergab eine leichte pulmonale Hypertonie, die Lungenfunktionsabklärung
zeigte eine schwere Restriktion mit respiratorischer Globalinsuffizienz (Vitalkapazität
450 ml (22%). Bei rapide zunehmender Atemproblematik in der 29 + 5 SSW wurde die Indikation
zur Sectio in ITN gestellt. Das Kind war fit und hat keine Fehlbildung. Postpartal
war eine intensiv-medizinische Betreuung bei schwerer restriktiver Ventilationsstörung
mit permanenter oder teilweiser Maskenbeatmung erforderlich.
Schlussfolgerung: Bei Patientin mit der beschrieben Physiognomie ist eine Schwangerschaft genauestens
abzuwägen, da diese die gesundheitliche Situation irreversibel schädigen kann.