Als Deziduose werden ektope Deziduazellen bezeichnet, die auf Uterusserosa, Adnexen,
Cervix, Peritoneum, Netz, aber auch Appendix, Zwerchfell, Leber, Milz, Darm, Nieren,
Lymphknoten und Lungengewebe weißlich-knotige, manchmal auch glasig erscheinende,
hoch vulnerable Ablagerungen bedingen. Seit der Erstbeschreibung durch A. Walker 1887
ist die Ursache der Befunde unklar: Schwangerschafts-bedingte Umwandlung vorbestehender
Endometrioseherde werden ebenso diskutiert wie diffuse metaplastische Dezidualisierung
hormonsensibler peritonealer Stromazellen. In jedem Fall scheinen die histologischen
Veränderungen Gestagen-getriggert zu sein. Der pathologische Befund ist meist klinisch
inapparent und verschwindet ohne therapeutische Intervention innerhalb der ersten
4 – 6 Wochen pp. im Zuge der dezidualen Involution.
Die Deziduose-Plaques sind jedoch hoch vulnerabel und können diffuse, teils massive
Blutungen hervorrufen. Maternale Todesfälle sind beschrieben. Kompliziert wird die
Blutungssituation ggf. durch Einbruch dezidualer Zellen in Gefäßwände, die brüchig
werden und daher weder suffizient abgesetzt oder geclippt werden können.
Makroskopisch ähneln die Auflagerungen denen einer (Peritoneal-) Karzinose. Die histologische
Sicherung sollte erfolgen, bevor die Eltern mit dem Befund konfrontiert werden!
Wir berichten über eine 30-j. Erstgebärende, die in der 22. SSW bei akuter intraabdomineller
Blutung eine notfallmäßige Längslaparotomie erhalten hatte. Da die Blutungsquelle
(tumoröse Ablagerung auf der Rektumvorderseite, komplette Destruktion der Lig. latae)
bds. bei diffuser Vulnerabilität nicht gestillt werden konnte, erfolgte zunächst ein
Packing mit sterilen Bauchtüchern, die zwei Tage später entfernt werden konnten. Der
histopathologische Befund wies eine ausgedehnte Deziduose nach. Erfreulicherweise
kam es zu keiner weiteren Blutung und die Schwangerschaft konnte fortgesetzt werden.
Die Entbindung per Sectio caes. aus kindlicher Indikation gestaltete sich komplikationslos.