Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V18_5
DOI: 10.1055/s-0033-1361307

Inkarzerationen und Sacculationen bei Retroflexio uteri

E von Tucher 1, N Siedentopf 2, JP Siedentopf 1, A Weichert 3, C Bamberg 1, A Dückelmann 3, W Henrich 1
  • 1Klinik für Geburtsmedizin, Charité Universitätsmedizin, Berlin, Germany
  • 2Martin Luther Krankenhaus, Berlin, Germany
  • 3Klinik für Geburtsmedizin, Universitätsmedizin Berlin, Charité Campus Mitte, Berlin, Germany

Fragestellung: Inkarzerationen und Sacculationen eines retrovertierten Uterus treten in circa 1/3000 Schwangerschaften auf. Oft bleibt diese gestörte Polarität aufgrund unspezifischer Symptome, wie Rücken- und Flankenschmerzen, Verstopfung, rektalem Druckgefühl, Harnretention oder Inkontinenz, bis kurz vor Entbindung unerkannt und kann hier zu schwerwiegenden Komplikationen, wie z.B. Dystokien, Uterusrupturen, Plazentaretention und postpartalen Blutungen und intraoperativen Komplikationen, führen. Unterschieden werden die anteriore und die posteriore Sacculation mit Aussackung des vorderen bzw. hinteren unteren Uterinsegmentes. Die Zervix ist aufgrund der Dehnung des unteren Uterinsegmentes elongiert und nach kranial verzogen und kann häufig nicht mehr von vaginal palpiert bzw. sonografisch dargestellt werden.

Methodik: Wir zeigen anhand von bisher 10 gesammelten Fällen mit sowohl anteriorer, als auch posteriorer Sacculation die Ursachen, die möglichen auftretenden Symptome, die präpartale Diagnostik (Palpation, Sonografie und MRT) und das gestationsabhängige Management mit Behandlungsoptionen im I und II Trimenon, sowie das notwendige peripartale geburtshilfliche Management bei persistierender Sacculation.

Ergebnis: Bis zu 15% aller Frauen zeigen eine Retroversio uteri auf, die in 11% weiterhin im I Trimester besteht. Um die 14 SSW erfolgt meist die Aufrichtung des Uterus. Vor 20 SSW kann eine manuelle oder interventionelle Reposition des Uterus aus dem kleinen Becken heraus erfolgen. Die Durchführung einer Sectio caesarea ohne Kenntnis der Diagnose und der veränderten Anatomie erschwert die Identifikation und das Auffinden von Blase und Zervix uteri. Dies resultiert bei dem Versuch der Eröffnung des unteren Uterinsegmentes zu Blasenverletzungen, Verletzungen der Vagina und trans- oder suprazervikaler Hysterektomie.

Schlussfolgerung: Die frühzeitige Diagnose einer Sacculation ist essentiel für das geburtshilfliche prä- und peripartale Management.