Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V16_4
DOI: 10.1055/s-0033-1361292

Zahnfleischentzündungen während der Schwangerschaft – erhöhtes Frühgeburtsrisiko?

AB Raffauf 1, A Kürschner 2, M Kunze 3, JP Wölber 1, A Wittmer 4, A Al-Ahmad 1, A Serr 4, K Vach 1, P Ratka-Krüger 1
  • 1Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Zahnerhaltung und Parodontolgie, Freiburg, Germany
  • 2Zahnarztpraxis Dres. Kürschner & Kürschner, Friedrichshafen, Germany
  • 3Frauenklinik Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Perinatologie, Freiburg, Germany
  • 4Institut für Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Germany

Fragestellung: Ziel dieser prospektiven Fallkontrollstudie war es, parodontal gesunde Schwangere mit und ohne Frühgeburtsbestrebungen (FGB) auf mikrobiologische und klinische orale Veränderungen im Verlauf der Schwangerschaft zu untersuchen.

Methodik: In Gruppe (Gr.) 1 wurden 40 werdende Mütter (mittleres Alter 30 Jahre) mit FGB (≤32. SSW mit vorzeitigen Wehen und/oder Cervixlänge ≤25 mm) zu 2 Zeitpunkten (3. Trimenon und post partum) oral untersucht. Gr. 2 bestand aus 48 Frauen (m. Alter 30,75 Jahre) mit regelrechtem Schwangerschaftsverlauf, welche zu 3 Zeitpunkten (2. Trimenon, 3. Trimenon und post partum) untersucht wurden. Die Kontrollgruppe bildeten 50 nicht schwangere einmalig untersuchte Frauen (m. Alter 27 Jahre). Neben demographischen Daten und Geburtsparametern wurden orale klinische Werte zu Sondierungstiefen, Plaqueindex (PI), Gingivaindex (GI) und Bleeding-on-probing (BOP) erhoben. Mikrobiologisch wurde eine molekular-genetische Analyse von 11 oralen parodontalpathogenen Markerkeimen (Hain, Nehren) und ein aktive-Matrix-Metallo-Proteinase-8-Schnelltest (aMMP8, GlaxoSmithKline, Brentford) durchgeführt.

Ergebnis: Frauen mit FGB zeigten ein signifikant höheres Vorkommen von A. actinomycetemcomitans, P. gingivalis, T. forsythia und P. intermedia im Vergleich zur Kontrolle (p < 0,05). Schwangere zeigten einen signifikant höheren PI als Nichtschwangere (Gr. 1: 0,72 ± 0,06, Gr. 2: 0,63 ± 0,05, Gr. 3: 036 ± 0,06, p < 0,05). Der BOP war bei Schwangeren nach Geburt signifikant höher als bei den Untersuchungen zuvor. (Gr. 1: 14%± 1,77 vs. 22%± 2,67, Gr. 2: 13%± 1,82 vs. 19,5%± 2,0, p < 0,05). Bezüglich des GI und des aMMP8 zeigten sich keine signifikanten Unterschiede.

Schlussfolgerung: Schwangere zeigten ein erhöhtes Vorkommen parodontalpathogener Keime und einen erhöhten PI. Da dies das Risiko einer parodontalen Erkrankung erhöhen könnte, ist während der Schwangerschaft ein parodontales Screening sowie eine professionelle Zahnreinigung sinnvoll.

Die Studie wurde von der DGZMK gefördert.