Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V12_5
DOI: 10.1055/s-0033-1361265

Subfasziales Hämatom des Musculus rectus abdominis als Ursache perakuter Abdominalschmerzen im 3. Trimenon

AM Kreutzer 1, CA Vökt 1, C Farache 1, E Wight 1, I Hösli 1
  • 1Universitätsspital Basel, Gynäkologie und Geburtshilfe, Basel, Switzerland

Einführung: Ein spontan auftretendes Hämatom im Bereich der abdominalen Rektusscheide ist eine seltene, jedoch bedeutsame Differentialdiagnose eines akuten Abdomens in der Schwangerschaft.

Fallbericht: Wir präsentieren den Fall einer 44 – jährigen Gravida VI, Para IV (Z.n. II° Sektio, Z.n. 3 x Spontanpartus), die sich notfallmässig in der 35 + 2 SSW mit perakuten Dauerschmerzen im rechten Hemiabdomen vorstellte. Sie beschrieb den Schmerz initial als reissend und in Zusammenhang mit einer Hustenattacke. Bei der klinischen Untersuchung imponierte eine starke Berührungsempfindlichkeit und Druckschmerzhaftigkeit im rechten Hemiabdomen mit Punctum maximum im Oberbauch rechts mit angedeuteter Weichteilvorwölbung, ohne Hautverfärbung. Der transabdominale Ultraschall zeigte eine inhomogen echogene Raumforderung subfaszial im Bereich der hinteren Rektusscheide rechts von 13 × 8 x 3,5 cm, vereinbar mit einem subfaszialen Hämatom. Unter Optiatanalgesie waren die Schmerzen tolerabel und im Verlauf regredient. Ein initialer Hämoglobinabfall von 134 g/l auf 97 g/l blieb im weiteren Verlauf stabil. Die Patientin hat 4 Wochen später komplikationslos vaginal geboren.

Diskussion: Perakut auftretende abdominale Schmerzen mit eventuell hämodynamischer Instabilität lassen im dritten Trimenon primär an eine Uterusruptur (insbesondere bei Z.n. Sektio), an eine vorzeitige zentrale Plazentalösung oder an ein HELLP-Syndrom denken und bedürfen meist eines notfallmässigen chirurgischen Vorgehens. Die Therapie des Spontanhämatoms des Musculus rectus abdominis ist expektativ und noninvasiv, vorausgesetzt die Patientin bleibt hämodynamisch stabil. Eine chirurgische Hämatomausräumung ist nur selten indiziert und bedarf dann einer Längslaparotomie. Gemäss Literatur wird die Diagnose nur in 40% initial korrekt gestellt. Wegweisend sind neben der Klinik und detaillierten Anamnese der rasche Einsatz des Ultraschalls, ggf. ergänzt durch ein MRI.