Einführung: Ein spontan auftretendes Hämatom im Bereich der abdominalen Rektusscheide ist eine
seltene, jedoch bedeutsame Differentialdiagnose eines akuten Abdomens in der Schwangerschaft.
Fallbericht: Wir präsentieren den Fall einer 44 – jährigen Gravida VI, Para IV (Z.n. II° Sektio,
Z.n. 3 x Spontanpartus), die sich notfallmässig in der 35 + 2 SSW mit perakuten Dauerschmerzen
im rechten Hemiabdomen vorstellte. Sie beschrieb den Schmerz initial als reissend
und in Zusammenhang mit einer Hustenattacke. Bei der klinischen Untersuchung imponierte
eine starke Berührungsempfindlichkeit und Druckschmerzhaftigkeit im rechten Hemiabdomen
mit Punctum maximum im Oberbauch rechts mit angedeuteter Weichteilvorwölbung, ohne
Hautverfärbung. Der transabdominale Ultraschall zeigte eine inhomogen echogene Raumforderung
subfaszial im Bereich der hinteren Rektusscheide rechts von 13 × 8 x 3,5 cm, vereinbar
mit einem subfaszialen Hämatom. Unter Optiatanalgesie waren die Schmerzen tolerabel
und im Verlauf regredient. Ein initialer Hämoglobinabfall von 134 g/l auf 97 g/l blieb
im weiteren Verlauf stabil. Die Patientin hat 4 Wochen später komplikationslos vaginal
geboren.
Diskussion: Perakut auftretende abdominale Schmerzen mit eventuell hämodynamischer Instabilität
lassen im dritten Trimenon primär an eine Uterusruptur (insbesondere bei Z.n. Sektio),
an eine vorzeitige zentrale Plazentalösung oder an ein HELLP-Syndrom denken und bedürfen
meist eines notfallmässigen chirurgischen Vorgehens. Die Therapie des Spontanhämatoms
des Musculus rectus abdominis ist expektativ und noninvasiv, vorausgesetzt die Patientin
bleibt hämodynamisch stabil. Eine chirurgische Hämatomausräumung ist nur selten indiziert
und bedarf dann einer Längslaparotomie. Gemäss Literatur wird die Diagnose nur in
40% initial korrekt gestellt. Wegweisend sind neben der Klinik und detaillierten Anamnese
der rasche Einsatz des Ultraschalls, ggf. ergänzt durch ein MRI.