Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V12_2
DOI: 10.1055/s-0033-1361262

Ergebnisse aus dem GerOSS-Projekt (German Obstetric Surveillance System) im internationalen Vergleich

S Berlage 1, S Grüßner 2, Y Garnier 3, F Kainer 4, HBG Franz 5
  • 1Ärztekammer Niedersachsen, Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen, Hannover, Germany
  • 2Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt am Main, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Frankfurt am Main, Germany
  • 3Klinikum Osnabrück, Frauenklinik, Osnabrück, Germany
  • 4Klinik Hallerwiese, Abteilung für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg, Germany
  • 5Städtisches Klinikum Braunschweig, Frauenklinik, Braunschweig, Germany

Fragestellung: Schwerwiegende Komplikationen in der Geburtshilfe (z.B. Uterusruptur, Eklampsie) werden im GerOSS-Projekt (German Obstetric Surveillance System) analysiert, um Informationen zu Inzidenzen, prädiktiven Faktoren, Outcome und Versorgungsstrategien zu erhalten. Die Frage ist, ob sich mit diesem neuen Ansatz Präventions-und Detektionsstrategien weiterentwickeln lassen. In einem internationalen Netzwerk INOSS (International Network of Obstetric Surveillance Systems) werden die Ergebnisse aus den einzelnen Ländern verglichen.

Methodik: Am GerOSS-Projekt teilnehmende Frauenkliniken (Niedersachsen NDS, Bayern BAY, Berlin BER) erfassen vollständig und internetbasiert bestimmte geburtshilfliche Komplikationen. Eine detaillierte Fallanalyse dieser seltenen Ereignisse erfolgt auf anonymer Basis und ergänzt die quantitativen Auswertungen. Die zeitliche Abfolge von Maßnahmen und das Behandlungsmanagement können detailliert beurteilt werden.

Ergebnisse: Seit 2010 wurden im GerOSS-Projekt 947 Fälle von insgesamt 130 Frauenkliniken in NDS, BAY und BER erfasst. Die Repräsentativität von GerOSS beträgt in NDS 99%, in BAY 30% und in BER 80%. Ein Vergleich von Ergebnissen verschiedener Länder erfolgt im INOSS (International Network of Obstetric Survey Systems). Beispielsweise ist die Inzidenz für eine Eklampsie in NDS 2,9: 10.000 Geburten (UK 2,8: 10.000/NL 6,2: 10.000). 37% hatten 2 – 3 Anfälle und bei 62% trat die Eklampsie stationär auf. Die Inzidenz einer peripartalen Hysterektomie (PHE) ist im GerOSS-Projekt für NDS 5,2: 10.000. Damit hat NDS im internationalen Vergleich die zweithöchste Inzidenz. Der Anteil Schwangerer> 35 Jahre liegt im GerOSS-Projekt über 50% bei den PHE.

Schlussfolgerung: GerOSS ermöglicht Detektions- und Betreuungsstrategien zu entwickeln und die maternale Nachbetreuung zu optimieren. Die Erkenntnisse können in die Entwicklung von Leitlinien einfließen. Mit der Internetplattform GerOSS können neue Erkenntnisse schneller bekannt gemacht werden.