Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V08_4
DOI: 10.1055/s-0033-1361237

Zweizeitige Geburt mit Spätabort des führenden Geminus nach Blasensprung und folgender Cerclage mit Spontanpartus des zweiten Geminus in der 36. SSW

M Deniz 1, D Stuck 1, P Widschwendter 1, W Janni 1, F Reister 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Ulm, Germany

Ziel: Wir berichten über eine zweizeitige Geminigeburt nach Spätabort bei vorzeitigem Blasensprung und folgender Notfallcerclage in der 22. SSW mit dann Spontanpartus des zweiten Geminus in der 36. SSW.

Einleitung: Bei Geminigraviditäten und sehr frühem vorzeitigem Blasensprung vor der 22. SSW kommt es häufig zum Spätabort beider Feten. Lässt sich das Fortschreiten der Geburt nach Abort des ersten Fetus aufhalten, stellt sich nach Abklärung der mütterlichen und fetalen Risiken die Frage, ob der zweite Geminus erhalten werden kann. Bisher gibt es für diese Fälle keinen Konsens bezüglich des optimalen Managements und es besteht weiter die Diskussion, ob ein konservatives Vorgehen mit Tokolyse und Antibiose oder das zusätzliche Anlegen einer Notfallcerclage den besten Weg darstellt.

Methode und Ergebnis: Wir berichten von einer zweizeitigen Geburt bei einer III G O P mit dichorialer und diamnialer Geminigravidität (nach IVF) bei der es in der 21. SSW zu einem Blasensprung des führenden Geminus kam. Nach Spontanabort des ersten Geminus wurde bei negativen Infektparametern eine Notfallcerclage angelegt und die Patientin weiter stationär mittels Tokolyse und Antibiose therapiert. Die Antibiose erfolgte bis zur 27. SSW, die Tokolyse mittels Nifedipin bis zur 30. SSW. Die Patientin wurde zu Beginn der 30. SSW in die engmaschige ambulante Betreuung entlassen. In der 36. SSW wurde die Cerclage geöffnet und bei Wunsch der Patientin die Geburt mittels Misoprostol eingeleitet, mit dann folgendem komplikationslosem Spontanpartus.

Schlussfolgerung: In unserem Fall konnte mit dem beschriebenen Vorgehen die Schwangerschaft des zweiten Zwillings um 15 Wochen verlängert werden. Dies unterstreicht den in der Literatur beschriebenen Nutzen der Notfallcerclage in Kombination mit Tokolyse und Antibiose zur Prolongation der Schwangerschaft, begünstigend bei unserer Patientin war sicher das Fehlen von Infektionszeichen.