Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V06_7
DOI: 10.1055/s-0033-1361226

Erhöhte Schwangerschaftsrisiken bei weit fortgeschrittenem mütterlichem Alter über 45 Jahre (VAMA)

C Haslinger 1, B Stoiber 1, R Zimmermann 1, L Schäffer 1
  • 1UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Switzerland

Fragestellung: Fortschritte in der Reproduktionsmedizin führen zu einer steigenden Anzahl schwangerer Frauen ≥45 Jahre, in der Literatur als „very advanced maternal age“ (VAMA) bezeichnet. Das Ziel unserer Studie war, das Schwangerschaftsoutcome bei VAMA-Patientinnen zu evaluieren.

Methodik: Schwangere mit weit fortgeschrittenem mütterlichem Alter (VAMA) am UniversitätsSpital Zürich wurden in einem Beobachtungszeitraum von 1996 – 2012 retrospektiv analysiert und mit einer Kontrollgruppe aller 30-jährigen Frauen im gleichen Beobachtungszeitraum verglichen.

Ergebnis: 127 Schwangere ≥45 Jahren (VAMA) und 2'066 30-jährige Kontrollen wurden eingeschlossen. VAMA Schwangere hatten im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikant erhöhte Rate an hypertensiven Erkrankungen wie Schwangerschafts-Hypertonie (4,7% vs. 0,6%, OR 7,8) und Präeklampsie (18,9% vs. 2,9%, OR 7,8) (p < 0,01). Ferner lag signifikant häufiger ein Gestationsdiabetes vor (15% vs. 3,6%, OR 4,7) (p < 0,01). Blutprodukte waren häufiger erforderlich als in der Kontrollgruppe (3,9% vs. 0,7%, OR 6,0) (p < 0,01). Hospitalisationsdauer über eine Woche trat signifikant häufiger bei den VAMA-Patientinnen auf (37,8% vs. 15,1%, OR 3,4) (p < 0,01). Frühgeburtlichkeit war signifkant assoziiert mit VAMA im Vergleich zur Kontrollgruppe (FG < 37 SSW: 44,9% vs. 16,2%, OR 4,2; FG < 32 SSW: 11,8% vs. 5,6%, OR 2,3) (p < 0,01). Fetales Geburtsgewicht < 5. Perzentile trat signifikant häufiger in der VAMA-Gruppe (11,0%) auf als in der Kontrollgruppe (5,6%, OR 2,1) (p < 0,05).

Schlussfolgerung: Schwangere Frauen in weit fortgeschrittenem Alter (≥45 Jahre) haben deutlich erhöhte hypertensive, metabolische und peripartale Risiken. Die Inzidenz von ungünstigem fetalem Outcome wie Frühgeburtlichkeit und Geburtsgewicht < 5. Perzentile ist ebenso signifikant erhöht. Frauen, die eine Schwangerschaft in fortgeschrittenem Alter planen, sollten daher klar über diese Risiken aufgeklärt werden, insbesondere auch vor reproduktionsmedizinischen Massnahmen.