Z Geburtshilfe Neonatol 2013; 217 - V02_6
DOI: 10.1055/s-0033-1361197

Biochemische Induktion des iatrogenen Blasensprungs durch eine erhöhte intraamniale Thrombin-Produktion?

A Engels 1, MF Hoylaerts 2, J Deprest 1
  • 1KU Leuven, Department of Development and Regeneration, Leuven, Belgium
  • 2KU Leuven, Center for Molecular and Vascular Biology, Leuven, Belgium

Fragestellung: Der iatrogene Blasensprung ist die häufigste Komplikation nach fetoskopischen Operationen. In letzter Zeit wurden viele mechanische Strategien entwickelt, um ein direktes Auslaufen des Fruchtwassers an der Punktionsstelle zu unterbinden. Es stellt sich die Frage, ob nicht auch biochemische Faktoren eine Rolle in der Entstehung eines iatrogenen Blasensprungs spielen könnten. Seit längerem ist bekannt, dass Thrombin die fetalen Membranen direkt schädigen kann. Wir wollten daher herausfinden, ob Thrombin nach Punktionen der Fruchthöhle intraamnial vermehrt gebildet wird.

Methodik: In einer in vivo Studie im Kaninchenmodel wurden zwei Gruppen miteinander verglichen: Bei 4 schwangeren Kaninchen wurden die Fruchthöhlen von je einem Feten (n = 4) mittels großlumiger Nadel (16G) für 10 Minuten punktiert. Am Ende der 10 Minuten wurde eine Fruchtwasserprobe entnommen. In der Kontrollgruppe wurde bei den selben 4 schwangeren Kaninchen die Fruchthöhle eines anderen Feten (n = 4) mit einer 22G Nadel kurz punktiert und direkt Fruchtwasser entnommen. Die Fruchtwasser-Proben wurden durch gepoolte calibrated automated thrombography (CAT) auf Ihre Thrombinproduktion hin untersucht und miteinander verglichen.

Ergebnis: Die höchste Thrombin-Produktion (peak: 232,45 nM) wurde in der “10 min Amniozentese” Gruppe nach 6,8 Minuten gemessen. In der Kontroll-Gruppe wurde eine um 40,3% niedrigere Thrombinproduktion nach 6,0 Minuten gemessen (peak: 138,91 nM).

Schlussfolgerung: Eine 10-minütige großlumige Amniozentese führt im Kaninchenmodel zu einer gesteigerten intraamnialen Thrombin-Produktion. Dieses Thrombin kann zu einer direkten und indirekten Schädigung der fetalen Membranen und somit zu einem biochemisch induzierten iatrogenen Blasensprung führen. Es sind jedoch weitere Studien notwendig um die hier aufgestellte Hypothese zu belegen.