Handchir Mikrochir Plast Chir 2013; 45(06): 350-353
DOI: 10.1055/s-0033-1361117
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ökonomischer Profit von Fingerverletzungen in einem handchirurgischen Zentrum – Replantation vs. Amputation

Economic Profit of Different Injuries in a Centre for Hand Surgery – Replantation vs. Amputation
P. Gonser
1   Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG Unfallklinik Tübingen, Eberhard Karls Universität, Tübingen
,
F. Medved
1   Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG Unfallklinik Tübingen, Eberhard Karls Universität, Tübingen
,
H.-E. Schaller
1   Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG Unfallklinik Tübingen, Eberhard Karls Universität, Tübingen
,
O. Lotter
1   Klinik für Hand-, Plastische, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie, BG Unfallklinik Tübingen, Eberhard Karls Universität, Tübingen
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Publication History

eingereicht 23 September 2013

akzeptiert 05 November 2013

Publication Date:
19 December 2013 (online)

Zusammenfassung

Einleitung:

Das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) stellt jährlich ein aktualisiertes Fallpauschalensystem zur Verfügung, welches den medizinischen Leistungserbringern eine kostendeckende Vergütung gewährleisten soll. Jedoch sind die den pauschalierten Erlösen zugrundeliegenden Kostendaten vielfach intransparent und eine Offenlegung der Berechnungsgrundlage erfolgt nicht. An Hand der Kosten- und Erlösdaten unserer Klinik aus den Jahren 2010–2012 wurde eine Profitrechnung für Amputationen und Replantationen eines oder mehrerer Finger angestellt und mit den bundesweiten Daten der Kalkulationshäuser verglichen.

Material und Methoden:

Die stationären Liegetage, der Erlös sowie die in unserer Klinik entstandenen Kosten auf Basis der Kostenmatrix des InEK-Kalkulationshandbuches [1] wurden für Stumpfbildungen (DRG X05B), Replantation eines (DRG X07B) und mehrerer Finger (DRG X07A) ermittelt. Der Profit wurde als Differenz aus Erlös und Kosten berechnet. Des Weiteren erfolgte ein Vergleich unserer Daten mit den bundesweiten Daten des InEK.

Ergebnisse:

Für jede der 3 Fallgruppen lagen die tatsächlichen Kosten in unserer Klinik höher als die vom InEK generierten Kosten. Einzig und allein die Stumpfbildungen erschienen profitabel, während alle Extremitäten-erhaltenden Eingriffe für unsere Klinik defizitär waren und mit Verlusten einhergingen. Diesbezüglich fand sich eine deutliche Diskrepanz zwischen den Kostendaten des InEK sowie den Daten unserer Klinik.

Schlussfolgerung:

Um keine monetären Fehlanreize zu schaffen, welche womöglich zu Lasten der Versorgungsqualität des einzelnen Patienten gehen, sollte eine kostendeckende Pa­tientenversorgung für alle oben genannten Fallgruppen gewährleistet sein. Das generelle Misstrauen in die Daten des InEK, welches sich aus einer solchen Diskrepanz der Kostendaten ergibt, kann nur durch Steigerung der Transparenz und Offenlegung der Kalkulationsgrundlagen ausgeräumt werden.

Abstract

Introduction:

The Institute for Reimbursements in Hospital (InEK) annually provides an updated DRG system to ensure the medical service providers with a cost-covering remunera­tion. However, the underlying cost data are often opaque and disclosure of the basis of calculation does not take place. On the basis of cost and revenue data from our clinic between 2010 and 2012, a profit statement for amputations and replantation of one or more fingers was employed and compared with the nationwide data of the calculation clinics.

Materials and Methods:

Inpatient days, the revenue and the costs incurred in our clinic based on the cost matrix of InEK costing manual [4] were determined for amputation (DRG X05B), replantation of one (DRG X07B) and several fingers (DRG X07A). The profit was calculated as the difference between revenues and costs. Further­more, a comparison of our data with the nationwide data of InEK was applied.

Results:

For each of the 3 DRGs the actual costs in our clinic were higher than the costs generated by InEK. Only amputation appeared profitable, while all limb-preserving interventions were associated with losses for our hospital. There was a clear discrepancy between the data of cost of InEK GmbH to the data of our clinic.

Conclusion:

In order not to create any monetary disincentives at the expense of quality of care of individual patients, a cost-covering patient care for all case groups mentioned above should be ensured. The general distrust in the InEK’s data that results from such a discrepancy in the cost data can only be rebutted by increasing transparency and disclosure of the calculation basis.

 
  • Literatur

  • 1 InEK GmbH. Handbuch zur Kalkulation von Fallkosten. Düsseldorf 2007
  • 2 Lungen M, Lapsley I. The reform of hospital financing in Germany: an international solution?. J Health Organ Manag 2003; 17: 360-372
  • 3 Lotter O, Stahl S, Nyszkiewicz R et al. Entwicklung der Vergütung von DRG-Fällen in der Handchirurgie. Handchir Mikrochir Plast Chir 2011; 43: 3-8
  • 4 Gonser P, Lotter O, Schaller HE et al. Entwicklung von Verweildauer und Vergütung handchirurgischer Elektiveingriffe durch Einführung der DRGs in Deutschland. Handchir Mikrochir Plast Chir 2012; 44: 306-309
  • 5 Lotter O, Stahl S, Beck M et al. Entwicklung der Fallpauschalenvergütung in verschiedenen chirurgischen Fachgebieten. Zentralbl Chir 2011; DOI: 10.1055/s-0031-1271532.
  • 6 InEK GmbH Report-Browser 2011/2013
  • 7 DRG-Research-Group des Universitätsklinikums Münster. Webgrouper 2013
  • 8 Engel JLS, Jaffe B, Rotstein Z. To trim or replant: a matter of cost. World J Surg 1991; 15: 486-492