Z Gastroenterol 2014; 52 - P_5_53
DOI: 10.1055/s-0033-1361062

Wirksamkeit und Sicherheit der Tripletherapie bei chronischer Hepatitis C Virusinfektion außerhalb kontrollierter Studien

MH Wehmeyer 1, J Schulze zur Wiesch 1, F Eißing 1, AW Lohse 1, S Lüth 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland

Hintergrund: Die Proteaseinhibitoren Telaprevir und Boceprevir haben die Behandlung der chronischen Hepatitis C für Patienten mit dem Genotyp 1 verändert. Bisher gibt es jedoch nur wenige Daten zum dauerhaften Therapieansprechen (sustained virological response, SVR) dieser Substanzen in einer „real life“-Kohorte. Es ist eine deutlich erhöhte Frequenz schwerer Nebenwirkungen der Tripletherapie außerhalb klinischer Studien in den ersten 12 bzw. 16 Therapiewochen beschrieben worden, allerdings fehlten bisher publizierte Erkenntnisse zur Häufigkeit schwerer Komplikationen über die gesamte Therapiezeit.

Patienten & Methoden: Wir analysierten die klinischen, laborchemischen und virologischen Daten von 110 konsekutiven Patienten, welche zwischen September 2011 und Februar 2013 in unserer Klinik mit einer Tripletherapie begonnen und zum Zeitpunkt der Analyse die Therapie abgeschlossen haben. Lebertransplantierte (N = 2) und HIV-koinfizierte Patienten (N = 6) wurden ausgeschlossen. 95 Patienten haben einen virologischen Endpunkt erreicht. Das Signifikanzniveau möglicher Prädiktoren einer SVR bzw. schwerer Nebenwirkungen wurde per t-Test und Fishers exaktem Test berechnet.

Ergebnisse: 37 Patienten wurden mit Boceprevir und 65 Patientien mit Telaprevir behandelt. Bei 29 Patienten lag zum Therapiestart bereits eine Leberzirrhose vor (28,4%). 54 Patienten (52,9%) waren therapieerfahren, davon haben 25 einen Rückfall erlitten („Relapse“, 24,5%) und 15 Patienten haben auf die Vortherapie nicht oder nur partiell angesprochen („Null/partial response“, 14,7%). 56 Patienten erreichten eine SVR (59,0%). Der IL28-Polymorphismus, Therapieerfahrung, das Vorliegen einer Leberzirrhose und ein vorzeitiger Abbruch des Proteaseinhibitors waren nicht signifikant mit dem Vorliegen einer SVR bzw. einem Therapieversagen assoziiert.

Therapiebedingte Nebenwirkungen waren häufig und 22 Patienten erlitten 29 schwere Komplikationen mit 3 Todesfällen. Erhöhtes Alter (P = 0,008), Leberzirrhose (P = 0,004), MELD-score > 7 (0,008), Thrombozyten < 100,000/µl (P = 0,012), Quick ≤70% (P = 0,021), Albumin ≤35 g/l (P = 0,037) und Bilirubin > 1,1 mg/dl (P = 0,001) bei Therapiebeginn waren in der univariaten Analyse mit schweren Nebenwirkungen assoziiert.

Schlussfolgerung: Die SVR-Rate in unserer „real life“-Kohorte war bei einem relativ großen Anteil von Patienten mit Leberzirrhose geringer als in den bisher publizierten klinischen Phase III-Studien. Auch der Anteil der therapieerfahrenen Patienten, insbesondere solcher mit vorhergehendem „null/partial response“ war hoch. Es besteht unter Tripletherapie insbesondere für Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion ein hohes Risiko für schwere und auch letale Komplikationen.