ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2013; 122(9): 432
DOI: 10.1055/s-0033-1360465
Zum 90. Geburtstag von Professor Dr. H. Böttger
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Professor Dr. H. Böttger[*] – Ein Lehrer und seine Schüler

U Stüttgen
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Publication Date:
22 October 2013 (online)

Sehr geehrter Herr Professor Böttger, lieber Armin,

viele Deiner ehemaligen Schüler haben sich heute zu Deinen Ehren hier versammelt. Wir fühlen uns als Böttger-Schüler und Deine Person bildet das Band, das uns zusammenhält. Deine Einstellung zum Zahnarztberuf, „leiste was und leist' Dir was“, und Deine ständigen Anregungen zum wissenschaftlichen Arbeiten haben uns und unser zahnärztliches Tun geprägt. Schon seit Studentenzeiten wissen wir, dass, wer Zahnarzt werden will, früh aufstehen muss und Dein Motto, das auch dem heutigen Symposium überschrieben ist: „Lehrbar, lernbar, machbar“, hat unseren zahnärztlichen Alltag begleitet. Insider wissen, dass Du Dein Motto gerne um den Begriff „bezahlbar“ erweitert hast.

Deine Patientinnen und Patienten haben Dich verehrt und im Rückblick erscheint es nahezu als Mysterium, wie unter Deiner Ägide so unterschiedliche Oberärzte wie Prof. Engelhardt, Prof. Spiekermann, Prof. Weber und meine Person zu akademischen Ehren gelangten. Nicht vergessen wollen wir an dieser Stelle Frau Dr. Diedrichs, die anstelle einer Habilitation 3 Kinder in die Welt gesetzt hat und deren Namen eng mit dem Galvanoforming verbunden ist. In ihrer Oberarztfunktion hat sie allein dadurch, dass sie eine Kollegin ist, in der Düsseldorfer Prothetik Geschichte geschrieben. Um die verbindende Kraft Deiner Personalführung kurz zu beleuchten, seien Deine professorierten Oberärzte stichwortartig vorgestellt. Für alle professorierten Oberärzte war es geradezu charakteristisch, dass sie unterschiedliche Tätigkeitsschwerpunkte besaßen:

Bei Prof. Engelhardt war es die Gnathologie und die dentale Hygiene. Die Gnathologie hat ihm das Leben nicht leichter gemacht. Aber dank Prof. Engelhardt waren wir immer hautnah am gnathologischen Geschehen und brauchten uns von Anderen nichts erzählen zu lassen.

Der leider viel zu früh verstorbene Prof. Spiekermann brachte die Implantologie in unsere Klinik. Für die, die sich noch erinnern können: es begann mit den Nadelstraßen und den Heinrich-Schrauben. Über die Linkow-Blades führte es dann zu den IMZ-Implantaten. Es war ohne Frage eine aufregende Zeit.

Prof. Weber entwickelte sich als Oberarzt zum NEM-Spezialisten. Es drängte ihn schon damals zu den Implantaten, aber sein Habilitationsthema hatte nun einmal viel mit den Nicht-Edelmetall-Legierungen zu tun und die Implantate mussten noch etwas warten.

Auf Weber folgte Stüttgen... Mir hatten es die teleskopierenden Prothesenanker angetan. Als Querflötenspieler wusste ich, dass reversible, parallelwandige, reibschlüssige Steckverbindungen „ewig“ funktionieren können. Wie sollte man denn sonst 100jährige Flöten auseinanderziehen und wieder zusammenstecken können...?

Wo wir gerade bei der Musik sind, das Symposium zu Deinen Ehren liegt im Wagnerjahr, im Jahr des 200. Geburtstages des Komponisten, den Du auf längeren Autofahrten gerne im Autoradio erklingen lässt. Auf Deine Einladung hin habe ich meine 1. Wagner-Oper gehört. Es war die Walküre und die Düsseldorfer Aufführung ist mir bis heute unvergesslich. Dein malerisches Talent war wohl noch bekannter als Deine musikalischen Neigungen. Eines Tages musste ich nach telefonischem Anruf in Dein Dienstzimmer kommen und Du hattest ein Anmeldeformular für die Pariser Kunstausstellung „Salon des Indépendants“ vor Dir. Es galt die Spalte „profession“ auszufüllen. Ich schlug vor, dass „professeur de l'université“ ganz passend wäre. Du aber wendetes ein, dass „peintre“ wohl besser passen würde. Wie ich mich erinnere, wurde Dein Bild für die Ausstellung angenommen und sogar in einem sehr schönen, luxuriösen Katalog vielfarbig abgedruckt.

Nicht zuletzt möchte ich Deine erfolgreichen Fortbildungsveranstaltungen im Schweizer Oberengadin erwähnen, auf denen wohl alle Deine Oberärzte ihren 1. wissenschaftlichen Vortrag halten durften. Hier passte einfach alles zusammen. Die beeindruckende Alpenlandschaft, das hochkarätige Fortbildungsprogramm und zahnärztliche Diskussionen bis auf die schneebedeckten Alpengipfel. …und wer einmal unter Deiner Führung die Morteratsch-Gletscherabfahrt gewagt hat, dem wurde klar, dass er in Dir mehr finden konnte als einen gelehrten Professor der Zahnheilkunde.

Lieber Armin, Du hast in dem Leben Deiner Schüler und Schülerinnen unverwischbare Spuren hinterlassen. Wir haben Dir mehr zu verdanken als es sich in einem solchen Vortrag zusammenfassen lässt. Du hast unser Leben mit geprägt und bereichert. Hierfür danken wir Dir!

1 Dieser Beitrag wurde anlässlich des Symposiums am 20.04.2013 zum 90. Geburtstag von Herrn Prof. Dr. Hermann Böttger verfasst.