Geburtshilfe Frauenheilkd 2014; 74(2): 134-137
DOI: 10.1055/s-0033-1360332
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Brustentzündung. Mastitis non-puerperalis

Daniel Böhm
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Publication Date:
04 March 2014 (online)

Hintergrundwissen und Differenzialdiagnose

Im Gegensatz zu der häufigeren Mastitis puerperalis ist die Mastitis non-puerperalis (MNP) ein seltenes Krankheitsbild, das sowohl im hochspezialisierten Brustzentrum als auch in der peripheren Klinik und im niedergelassenen Bereich gleich häufig vorkommt. Die Differenzialdiagnosen erstrecken sich von gutartigen, selbstlimitierenden Erkrankungen bis zu seltenen Malignomen mit Manifestation an der Brust. Zudem kann eine gerötete Brust das erste Zeichen eines Morbus Paget oder inflammatorischen Mammakarzinoms darstellen.

Unter den benignen Veränderungen der Mamma bildet die MNP zusammen mit der Mastitis puerperalis einen Anteil von ca. 3 % ab. Die Inzidenz der MNP wird auf 1–2 Fälle/10 000 Frauen geschätzt. Eine Häufung der MNP zeigt sich zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr.

Definition

Die MNP umfasst bakterielle und nichtbakterielle Entzündungen außerhalb der Schwangerschaft und Stillzeit – mit unterschiedlichen klinischen Erscheinungsbildern und Verlaufsformen.

Neben den in [Tab. 1] genannten Formen der MNP nach klinischem Erscheinungsbild mit den klassischen Zeichen einer akuten Entzündung bis hin zur Abszessbildung, gibt es noch weitere, äußerst seltene entzündliche Erkrankungen der Brustdrüse, die durch spezifische Erreger verursacht werden. Klinisch stellen sie sich als eine Form der granulomatösen Mastitis dar ([Tab. 2]).

Tab. 1 Einteilung der Mastitis non-puerperalis nach klinischem Erscheinungsbild.

bakterielle Ursache

  • Galaktophoritis

  • peri-/retroareoläre Mastitis mit Abszessbildung

  • Rezidiv einer peri-/retroareolären Mastitis mit Abszess- und/oder Fistelbildung

nichtbakterielle Ursache

  • granulomatöse Mastitis

  • chronische unspezifische Mastitis (Begleitmastitis)

  • lymphozytische Mastitis

  • Mastitis factitia

Tab. 2 Überblick verschiedener Formen der spezifischen granulomatösen Mastitis.

spezifische Mastitis

Ätiologie

Mastitis tuberculosa

Tuberkulose

Mastitis gummosa

Lues

Mastitis typhosa

Typhus

Morbus Boeck der Mamma

Sarkoidose

Mastitis brucellosa

Brucellose

Mastitis actinomycotica
Histoplasmose der Mamma
Blastomykose der Mamma

Mykosen

Es gibt in Bezug auf die Hauptsymptome der MNP (Rötung der Brust, Schmerzhaftigkeit) eine Vielzahl an Differenzialdiagnosen, die bei der Anamnese berücksichtigt werden sollten ([Tab. 3]).

Tab. 3 Differenzialdiagnosen bei geröteter Brust.

entzündliche Veränderung

  • Mastitis ± Abszess

  • Zellulitis

  • Herpes zoster

  • Pilzinfektion (bes. Submammarfalte)

  • Tinea corporis

  • spez. Mastitis (siehe Tab. 2)

Malignome

  • Morbus Paget

  • Mammakarzinom (inflammatorisch/Hautinfiltration)

  • Hautmetastasen der Brust durch anderen Primarius

  • Plattenepithelkarzinom

  • Angiosarkom

  • Melanom

  • Plasmozytom

Hautveränderungen

  • Kontaktdermatitis

  • Sklerodermie

  • systemischer Lupus erythematodes

  • Vaskulitis

  • Insektenstich/-biss

  • Hauterscheinungen durch systemische Erkrankungen (Sarkoidose, Amyloidose)

Trauma

  • Verbrennung, Verbrühung

  • Manifestation durch sexuelle Aktivität

venöse Stauung/Lymphödem

  • obere Einflussstauung

  • Venenthrombose

  • Herzfehler

  • postoperatives oder postradiogenes Lymphödem

  • AV-Shunt bei Dialysepatienten

Morbus Mondor

  • Thrombophlebitis der Vv. thoracoepigastricae an der Vorderseite des Thorax, wobei auch die Mammae betroffen sein können

Merke

Insbesondere bei Patientinnen über dem 40. Lebensjahr muss ein Mammakarzinom ausgeschlossen werden.