Der Nuklearmediziner 2013; 36(04): 201
DOI: 10.1055/s-0033-1358751
Nachruf
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nachruf auf Professor Dr. med. Peter Pfannenstiel 1934–2013

Obituary Professor Dr. med. Peter Pfannenstiel 1934–2013
M. Cordes
Further Information

Publication History

Publication Date:
09 January 2014 (online)

Zoom Image
Professor Dr. med. Peter Pfannenstiel *20. Oktober 1934 † 4. März 2013

Am 4. März 2013 verstarb Professor Dr. med. ­Peter Pfannenstiel nach langer und schwerer Krankheit.

Professor Dr. med. Peter Pfannenstiel wurde am 20. Oktober 1934 in Marburg geboren. Er besuchte dort das humanistische Gymnasium „Philippinum“ und bestand 1955 das Abitur. Es folgte das Studium der Medizin von 1955 bis 1960 in Marburg, Innsbruck und Freiburg im Breisgau. Peter Pfannenstiel erhielt 1963 die Approbation als Arzt.

In seiner Dissertation beschäftigte sich Peter Pfannenstiel bereits mit einem thyreoideologischen Thema: „Der Jodstoffwechsel in der normalen und mit thyreotropen Hormon stimulierten Rattenschilddrüse – untersucht mit einer Radioiod-Kinetik“. 1964 verbrachte Peter Pfannenstiel einen Forschungsaufenthalt am Oak Ridge Institute of Nuclear Studies in Oak Ridge, Tennessee, USA. Er erhielt die Anerkennung zum Facharzt für Innere Medizin 1969 und die Anerkennung zum Facharzt für Nuklearmedizin 1978.

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Schilddrüse führte 1969 zur Habilitation über das Thema: „Ermittlung der Strahlendosis und Beurteilung des Dosiseffektes von Schilddrüsenkrankheiten nach Therapie mit Radioiod“.

Peter Pfannenstiel wurde 1971 zum außerplanmäßigen Professor in Mainz berufen. Von 1970 bis 1989 war Professor Pfannenstiel Leiter des Fachbereichs Nuklearmedizin der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden und seit 1989 in eigener Schilddrüsenpraxis tätig, die seit 1996 als Gemeinschaftspraxis mit Professor Dr. L. Hotze in Mainz-Kastel betrieben wurde.

Das Literaturverzeichnis von Professor Pfannenstiel umfasst mehr als 650 Veröffentlichungen und Buchbeiträge mit dem Schwerpunkt Thyreoideologie. Zu seinen Veröffentlichungen zählen 2 Standardwerke: „Schilddrüsenkrankheiten – Diagnose und Therapie“ für Ärzte und „Nichts Gutes im Schilde: Krankheiten der Schilddrüse“ für Patienten und Betroffene. Peter Pfannenstiel war aktives Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Fachgesellschaften.

Die außerordentlichen Leistungen von Peter Pfannenstiel als Arzt und Wissenschaftler auf dem Gebiet der Schilddrüsenkrankheiten lassen sich in einem Nachruf nur sehr unvollkommen darstellen. Peter Pfannenstiel hat sich seinen Patienten auf eine äußerst hingebungsvolle Art gewidmet. Auf seinem Spezialgebiet der Schilddrüsenkrankheiten interessiert er sich stets für den „ganzen“ Menschen. Es war ihm ein unverzichtbares Anliegen alle Aspekte zu berücksichtigen, welche die Krankheit des Patienten bedingen. Entsprechend umfassend gestaltete er dabei die Anamnese und Befunderhebung.

Peter Pfannenstiel hat die zentrale Rolle von Schilddrüsenkrankheiten im Stoffwechsel immer wieder hervorgehoben. Stets hat er aber auch betont, dass bei komplexer Symptomatologie eine gestörte Schilddrüsenfunktion als einzige Ursache kritisch zu hinterfragen ist. Diese Form der Weitsichtigkeit hat seinem Expertenwissen eine besonders hohe Akzeptanz in der wissenschaftlichen Gemeinschaft verliehen.

Die Teamarbeit in seiner Arbeitsgruppe war elementarer Bestandteil seines Wirkens. In der Zusammenarbeit mit den anderen Fachgruppen legte Peter Pfannenstiel größten Wert auf Interdisziplinarität bei Entscheidungen im Hinblick auf Diagnostik und Therapie. Er verstand sich als Motor für Innovation und erkannte schon früh das ungeheure Potenzial der Magnetresonanztomographie für die Medizin. Durch seine Initiative war die Deutsche Klinik für Diagnostik in Wiesbaden eine der ersten Kliniken in Deutschland, die über die MRT verfügen konnte.

Dass neben der ärztlichen Hilfe für die Patienten auch die Selbsthilfe der Betroffenen im Sinne der Autarkie eine eminente Bedeutung hat, führte dazu, dass Peter Pfannenstiel 1995 die Schilddrüsen-Liga Deutschland e.V. als Dachverband der Patientenselbsthilfegruppen gründete und bis 1998 Vorsitzender war. Bis zu seinem Ableben blieb Peter Pfannenstiel ihr geschätztes Ehrenmitglied.

Als akademischer Lehrer waren seine tiefgehenden Reflexionen über pathophysiologische Zusammenhänge und seine Fähigkeit, hochdifferenzierte Zusammenhänge anschaulich zu strukturieren, von unschätzbarem Wert. Die große Begeisterung für sein Fach „Die menschliche Schilddrüse“ hat viele seiner Schüler nachhaltig beeinflusst.

Professor Dr. med. Peter Pfannenstiel wird uns allen fehlen. Seinen Angehörigen versichern wir unsere aufrichtige Anteilnahme.

Visiting Professor (Wroclaw MU)
Dr. med. Michael Cordes
Präsident
Wissenschaftlicher Beirat
Schilddrüsen-Liga-Deutschland e.V.