Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 2013; 02(05): 552-553
DOI: 10.1055/s-0033-1358413
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FRAGILITY FRACTURE NETWORK
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Mauern zwischen den Disziplinen einreißen

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Publication Date:
11 October 2013 (online)

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400 Teilnehmer aus 36 Ländern besuchten den FFN-Kongress in Berlin.
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Der zweite Weltkongress fand Ende August in Berlin statt und zeigt ganz deutlich, dass das Fragility Fracture Network (FFN) seit seinem ersten Treffen vor zwei Jahren ebenfalls in Berlin enorm gewachsen ist – an Stärke, Größe und Bedeutung.

Mit mehr als 400 Teilnehmern aus 36 Ländern war dieses das bisher größte FFN Meeting, mit einem umfangreichen, vielfältigen und anregenden Programm. Es umfasste Übersichtsreferate, Workshops mit praktischen Beispielen aus aller Welt sowie ausgewählte freie Vorträge und Poster.

Der diesjährige Fokus lag auf dem Politik­wandel und den rehabilitativen Aspekten der Versorgung von Fragilitätsfrakturen. In den Plenarsitzungen und Workshops wurden alle Aspekte der drei wesentlichen Themenbereiche des FFN adressiert: (i) das beste multidisziplinäre Vorgehen bei der Prävention und Behandlung des Patienten mit einer Altersfraktur; (ii) aktuelle Forschungsentwicklung mit Schwerpunkt auf der Behandlung der Osteoporose, Sarkopenie und Fragilitätsfrakturen; (iii) Beeinflussung der politischen Priorisierung national und international, um die bedrohlich wachsende Epidemie der Fragilitätsfraktur weltweit einzudämmen.

ORTHOGERIATRIE IN DEUTSCHLAND

Obwohl die deutsche Teilnehmerzahl relativ gering war, konnten die hochrangigen Vertreter der deutschen Orthopädie und Unfallchirurgie den internationalen Gästen einen guten Einblick über die deutsche Versorgungslandschaft geben. DGOU-Präsident Prof. Dr. Reinhard Hoffmann hielt den Eröffnungsvortrag über „Orthogeriatric Co-Managment“, und die AG Alterstrauma hat einen sehr gut besuchten Workshop gestaltet. Zum Thema „State of the Art and Future of Orthogeriatric Management in Germany“ referierten Prof. Dr. Ulrich Liener, Dr. Thomas Friess und Dr. Sarviga Riem und führten anschließend viele interessante Gespräche.

Ein solcher kurzer Bericht kann den Umfang und die Einzelheiten des wissenschaftlichen Programmes dieses multiprofessionellen, interdisziplinären Kongresses kaum wiedergeben. Auf der einen Seite des Spektrums adressierten internationale Experten die relevanten großen Themen, unter anderem dieses Jahr auch erstmals Anästhesiologen, auf der anderen Seite hatten vor allem jüngere Teilnehmer – deren Poster zu den 15 besten gehörten – die Möglichkeit, Drei-Minuten Vorträge zu halten. Dazwischen konnten in freien Vortragssitzungen unterschiedlichste Erfahrungen aus verschiedenen Gesundheitssystemen dargestellt werden und in 12 Workshops – die die interaktivsten Formate waren – Aspekte der Prävention, der klinischen Versorgung, der Versorgungsprozesse, der Evaluation und des Politikwandels aufgreifen.

Das sehr gemischte Publikum umfasste unter anderem Orthopäden und Unfallchirurgen, Geriater, Rehabilitationsmediziner, Osteoporosespezialisten, Krankenschwestern und Physiotherapeuten. Diese Mischung erlaubte es, viele Aspekte der anderen Bereiche kennenzulernen und zu verstehen. Die informelle Atmosphäre im Langenbeck-Virchow-Haus war erfrischend und stimulierte die Gespräche über alle Grenzen hinweg. Anders als bei vielen sonstigen Kongressen kam es zu einem enormen Austausch. Aktivisten, Experten und Enthusiasten diskutierten und nahmen unmittelbar Kontakt auf, um Ideen auszutauschen und um zu sehen, was in anderen Bereichen funktioniert und was man gegebenenfalls für die eigene Versorgungsrealität mitnehmen kann.

Besonderer Dank gebührt dem Kongress-Präsidenten Prof. Dr. Karsten Dreinhöfer, Charité und Medical Park Humboldtmühle Berlin, der bei der Eröffnung betonte, dass „Mauern zwischen den einzelnen Disziplinen und Professionen eingerissen werden müssen, wenn eine bessere Versorgungs- und Überlebenssituation für diese Patienten erreicht werden soll“. Die Vorsitzenden des wissenschaftlichen Komitees, Prof. Maria Crotty, University of Adelaide/Australien, und der FFN-Präsident, Prof. David Marsh, UK, unterstrichen, dass durch diesen Kongress wesentliche Türen geöffnet wurden.

Nächstes Jahr findet der 3. FFN Weltkongress vom 4. bis 6. September in Madrid statt.

Dr. Collin Curie, University of Edinburg, Geriatric Medicine

Prof. David Marsh, Emeritus Professor of Orthopaedics, UCL, Chairman, UK Arthritis and Musculoskeletal Alliance