Notfallmedizin up2date 2014; 9(4): 294-300
DOI: 10.1055/s-0033-1358068
Schritt für Schritt
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das Erweiterte-Fokussierte Assessment mit Sonografie bei Trauma (E-FAST)-Konzept

Ein Point-of Care-Ultraschallverfahren mit Untersuchungsablauf
Daniel Kiefl
,
Raoul Breitkreutz
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Publication Date:
13 January 2015 (online)

Ziel und Zweck der Methode

Die Notfallsonografie ist eine neue Form der Bildgebung, die als Erweiterung der körperlichen Untersuchung den Diagnose- und Behandlungsprozess beim Notfallpatienten unterstützen kann. Sie wird im Gegensatz zur konventionellen systematischen Sonografie des Abdomens oder Echokardiografie vor allem zu einem besonderen „Ad-hoc“-Zeitpunkt innerhalb der notfallmedizinischen Versorgungsprozesskette eingesetzt. Mit ihrer Hilfe soll unmittelbar eine therapeutische Entscheidung getroffen, durchgeführt und kontrolliert werden. Durch die Miniaturisierung der Ultraschallgeräte und den im Vergleich zur konventionellen Sonografie kürzeren Untersuchungsaufwand ist daher die Integration in Diagnose- und Therapieprozesse leichter möglich und bietet sich für häufige Wiederholungen an. Darüber hinaus kann der Akut- und Intensivmediziner diese Technik selbst einsetzen, ohne dass ein Spezialist hinzugezogen werden muss. Dies ermöglicht, wichtige Entscheidungen in Echtzeit mithilfe der Point-of-Care-Sonografie noch differenzierter oder begründeter zu treffen, und erstmalig auch den Einsatz der Sonografie innerhalb von komplexen zeitkritischen Szenarien (Schockraum, Reanimation).

Die Notfallsonografie hat sich bereits vor über 10 Jahren in den USA und auch in den deutschsprachigen Ländern als eigenständige Subspezialisierung innerhalb der Ultraschalldiagnostik etabliert [1]–[3].

Im besten Fall wurden fokussierte Verfahren der Notfallsonografie als Teil eines etablierten Behandlungsablaufs entwickelt. Dies wurde für Untersuchungsverfahren, wie dem erweiterten fokussierten Assessment mit Sonografie bei Trauma (E-FAST) und der Fokussierten Echokardiografischen Evaluation im Life Support (FEEL), exemplarisch als „Ultraschallprotokolle“ und Ausbildungskonzepte vorgestellt. E-FAST wurde bereits in den Schockraumalgorithmus als Adjunkt im Advanced Trauma Life Support (ATLS) und konzeptionell in die präklinische Diagnostik und Versorgungstruktur integriert [4]. Bei der FAST-Untersuchung ist es das erklärte Ziel, freie Flüssigkeit im Abdomen, Pleura- und Perikard zu erkennen [4]. FEEL wurde in den Advanced Life Support (ALS) integriert, um behandelbare Ursachen einer Hypotonie, eines Schocks oder eines Herz-Kreislauf-Stillstandes und dies sogar während laufender mechanischer Reanimationsmaßnahmen aufzudecken [5].

Aufgrund von Vergleichsuntersuchungen mit dem konventionellen Röntgen wurde dieses Konzept um die sonografische Diagnostik des Pneumothorax und der Lungenkontusion [6], [7] erweitert und durch Ergebnisse einer internationalen evidenzbasierten Konsensuskonferenz einheitlich belegt. So entstand das E-FAST-Konzept.

Damit ein Untersucher diese notfallsonografischen Techniken richtig durchführen kann und den Entscheidungsprozess verstehen lernt, sind zertifizierte Kurssysteme nach dem 3 Länder übergreifenden Konzept der DEGUM/ÖGUM/SGUM entstanden, welche die E-FAST-Untersuchung zur Basisausbildung gemacht haben [3].

 
  • Literatur

  • 1 American College of Emergency Physicians. ACEP emergency ultrasound guidelines 2001. Ann Emerg Med 2001; 38: 470-481
  • 2 Solomon SD, Saldana F. Point-of-care ultrasound in medical education–stop listening and look. N Engl J Med 2014; 370: 1083-1085
  • 3 Osterwalder JJ, Mathis G, Nürnberg D et al. 3-Länderübergreifende Basisausbildung und Curriculum Notfallsonografie. Ultraschall in Medizin 2011; 32: 218-220
  • 4 Walcher F. Präklinische Sonographie. Notfall & Rettungsmedizin 2003; 6: 476-488
  • 5 Breitkreutz R, Walcher F, Seeger FH. Focused echocardiographic evaluation in resuscitation management: concept of an advanced life support-conformed algorithm. Crit Care Med 2007; 35 (5 Suppl) S150-S161
  • 6 Volpicelli G, Elbarbary M, Blaivas M et al. International evidence-based recommendations for point-of-care lung ultrasound. Intensive Care Med 2012; 38: 577-591
  • 7 Kirkpatrick AW, Sirois M, Laupland KB et al. Hand-held thoracic sonography for detecting post-traumatic pneumothoraces: the Extended Focused Assessment with Sonography for Trauma (EFAST). J Trauma 2004; 57: 288-295
  • 8 Bouillon B, Probst C, Maegele M et al. Schockraummanagement Polytrauma. Chirurg 2013; 84: 745-752
  • 9 McGahan JP, Richards J, Gillen M. The focused abdominal sonography for trauma scan: pearls and pitfalls. J Ultrasound Med 2002; 21: 789-800
  • 10 Ma OJ, Kefer M, Stevison K et al. Operative versus non-operative management of blunt abdominal trauma. Role of ultrasound measures intraperitoneal fluid levels. Am J Em Med 2001; 19: 284-286
  • 11 McKenney M, Martin L, Lentz K et al. 1,000 consecutive ultrasounds for blunt abdominal trauma. J Trauma 1996; 40: 607-610
  • 12 Lichtenstein D, Mezière G, Biderman P et al. The “lung point”: an ultrasound sign specific to pneumothorax. Intensive Care Med 2000; 26: 1434-1440
  • 13 Breitkreutz R, Walcher F, Ilper H et al. Focused Echocardiography in Life Support: The Subcostal Window. What the Surgeon Should Know for Critical Care Applications. Eur J Trauma Emerg Surg 2009; 35: 347-356
  • 14 Breitkreutz R, Price S, Steiger HV et al. Focused echocardiographic evaluation in life support and peri-resuscitation of emergency patients: a prospective trial. Resuscitation 2010; 81: 1527-1533
  • 15 Seibel A, Dinse-Lambracht A, Breitkreutz R. Lungensonographie akut, Kitteltaschenkarte für die Notfall- und Intensivmedizin. Im Internet:. http://www.SonoABCD.org Stand: 27.04.2014