Frauenheilkunde up2date 2014; 8(6): 352-356
DOI: 10.1055/s-0033-1358054
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Implementierung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM)

Überarbeitung geht mit Delphi-Verfahren in die zweite Runde – Paradigmenwechsel in der Lehre
Wolfgang Frobenius
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Publication Date:
08 December 2014 (online)

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Einleitung

Das Projekt weist durchaus Kriterien einer Zangengeburt auf: Einerseits müssen nicht unerhebliche Widerstände überwunden werden, andererseits gilt es, die Integrität des Nasziturus zu wahren. Die Rede ist vom Versuch der Implementierung eines „Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin“ (NKLM), dessen erster, bereits einmal überarbeiteter Entwurf seit dem 28.10.2014 in einem Delphi-Verfahren von Fachgesellschaften und Fakultäten erneut diskutiert wird und der 2015 vom Medizinischen Fakultätentag (MFT) verabschiedet werden soll [1]. An dem Konsentierungsprozess ist auch die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) beteiligt.

Die angesprochenen Widerstände ergeben sich u. a. daraus, dass die zahlreichen Kritiker des Projekts in Fakultäten und Fächern bei Implementierung des NKLM eine Aufhebung der Einheit von Forschung und Lehre sowie einen Verlust an Wissenschaftlichkeit im Studium befürchten. Ferner sehen sich v. a. kleinere Fächer in den Lernzielen des NKLM nicht ausreichend repräsentiert. Die Befürworter betrachten den Katalog dagegen als längst fällige, bundesweit akzeptierte und nach modernen medizindidaktischen Kriterien erarbeitete Darstellung eines Absolventenprofils für das Medizinstudium in Deutschland.

Probleme für die Integrität des Nasziturus – sprich: Modifikation des Konzepts bis zur Unkenntlichkeit – drohen durch die im Laufe des Abstimmungsprozesses nötigen Kompromisse, die zusätzlich auch zu einer Überfrachtung des Katalogs führen könnten: Schon in der ersten Phase der Kommentierung des Entwurfs zum NKLM, die online ablief und am 15. März 2014 abgeschlossen wurde, gingen fast 2000 Änderungs- und über 2500 Ergänzungswünsche ein. Die Löschung von Items wurde dagegen nur in rund 300 Fällen vorgeschlagen [2]. Bis in den Herbst 2014 hinein liefen zusätzlich noch Gespräche mit 2 Fächern, die besonders umfängliche Veränderungen eingefordert hatten.

Erhebliche Unterstützung erfährt das Projekt neuerdings durch den Wissenschaftsrat. Die im Juli 2014 verabschiedeten „Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums in Deutschland auf Grundlage einer Bestandsaufnahme der humanmedizinischen Modellstudiengänge“ befürworten das Konzept des NKLM nachdrücklich. In dem darin angestrebten Wandel sehen die Autoren einen Paradigmenwechsel in der Lehre [3].