In der Behandlung von Wunden hat sich die feuchte Wundbehandlung inzwischen durchgesetzt,
wenn die Durchblutungssitutation eine Heilung zulässt. Wichtig ist jedoch, sich nicht
allein auf die Wundauflage zu fokussieren, sondern mit einem kausalen Ansatz an die
Therapie heranzugehen und auch systemische Faktoren, die die Wundheilung beeinflussen,
im Auge zu behalten. Die chronische Wunde ist oft ein Ausdruck einer dekompensierten
körperlich-psychischen Gesamtsituation, die Patienten sind oftmals multimorbide und
eine reine Lokaltherapie führt deshalb oft nicht zu dem gewünschten Erfolg.
Lokal betrachtet, verläuft die Wundheilung in Phasen, die unterschiedlicher Vorgehensweisen
bedürfen. Die Rolle des Wundtherapeuten ist in der katabolen Phase eine andere, als
in der anabolen Phase. Generell von zentraler Bedeutung ist das richtige Feuchtigkeitsmanagement
(Sekret-/Exsudatmanagement). Die Wunde soll feucht, jedoch nicht nass sein, die Umgebung
trocken. Wenn man hier die Materialien so auswählt, dass dies gewährleistet ist, ist
man auf einem guten Weg zum Ziel. Generell wichtig ist der direkte Kontakt zwischen
Wundauflage und Wunde. Bei tieferen Wunden sind ggf. ein Wundfüller und eine Wundabdeckung
notwendig, jedoch sollte ein mehrfaches Übereinanderlegen von Wundauflagen aus Kostengründen
vermieden oder speziell begründet werden. Da die Wunde bei jedem Verbandwechsel auskühlt,
sollte eine möglichst lange Tragedauer des Verbandes angestrebt werden. Bei der Fülle
der auf dem Markt verfügbaren Materialien fällt es schwer, die Übersicht zu behalten.
Als Leitfaden hilfreich ist hier die „Wunduhr“ (www.wunduhr.de).
Auch chronische Wunden sollten nur mit sterilen Materialien verbunden werden. Hierzu
gibt es Empfehlungen vom RKI. Im Falle von Infektionszeichen sind inzwischen gut wirksame
Antiseptika und antiseptische Wundauflagen auf dem Markt. Als generelle Regel gilt:
lokale Infektionen lokal behandeln, systemische Infektionen systemisch. Die lokale
Anwendung von Antibiotika ist unbedingt zu vermeiden.
Auch beim Ulcus cruris ist ein kausaler Therapieansatz anzustreben. Fast alle Ulcera
cruris profitieren von einer Kompressionstherapie, insbesondere dann, wenn ein Ödem
die Diffusionstrecke verlängert. Zuvor sollte jedoch eine pAVK ausgeschlossen werden.
Auch bei der Entstauungstherapie sind die Möglichkeiten vielfältig geworden, die Grundregeln
haben sich jedoch kaum verändert. Durch globales Denken, das richtige Feuchtigkeitsmanagement
und die Mitarbeit des Patienten lassen heute die meisten Wunden zur Abheilung bringen.