Gesundheitswesen 2013; 75 - A280
DOI: 10.1055/s-0033-1354223

Körpergerechtes Arbeiten – Physiotherapiebasierte Gesundheitsförderung in Klein- und Kleinstbetrieben

J Dördelmann 1
  • 1HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, Göttingen

Hintergrund: Gesundheit und Wohlbefinden bei der Arbeit sind wichtige Voraussetzungen für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von, Betrieben. Leider gehören gesunde Arbeitsbedingungen nur selten zu den vorrangigen Zielen von Kleinbetrieben. Das Kernstück der Gesundheitsförderung ist es, auf die Gesundheit der Arbeitnehmer, -innen und Führungskräfte zu achten, um die Anzahl an Krankheitsausfällen zu senken. Es stellt sich die Frage, wie ein Konzept der betrieblichen Gesundheitsförderung in Kleinbetrieben am Beispiel des Friseurhandwerks aussehen könnte, um berufsbedingte Beschwerden zu minimieren. Methode: Eine nichtteilnehmende Beobachtung von acht Friseurinnen in drei verschiedenen Salons diente der Erfassung von berufsspezifischen, Bewegungsmustern. Anschließende Fragen gaben Auskunft über das subjektive Empfinden und bereits vorhandene berufsbedingte Beschwerden. Die Literaturrecherche lieferte Informationen über Konzepterstellungen und Strategien. Resultate: Die Auswertung hat gezeigt, dass unterschiedliche Möglichkeiten bestehen, bestimmte Tätigkeiten auszuführen. Dennoch gibt es einige Parallelen. Die untere Extremität wird überwiegend passiv stabilisiert, die obere Extremität muss eine extreme Haltearbeit leisten und der Rumpf die Bewegungsimpulse ausgleichen. Die psychische Belastung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle und Aussagen über bereits bestehende Beschwerden konnten mit den Beobachtungsergebnissen verglichen werden. Der Erkenntnisgewinn diente als Grundlage für die Konzeptentwicklung. Schlussfolgerung: Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung im Friseurhandwerk erscheinen aufgrund der körperlichen und psychischen Belastung sinnvoll. Das Konzept sollte sowohl eine Verhaltensänderung unterteilt in eine somative und psychoemotionale Eben beinhalten, sowie eine Verhältnisänderung. Schlüsselwörter: Betriebliche Gesundheitsförderung, Kleinbetriebe, Friseurhandwerk, Verhaltensänderung, Verhältnisänderung, Konzeptentwicklung, Das gesamte Konzept wurde 2010 von mir für den Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten ausgeweitet und auf alle Berufszweige (industriell-handwerklicher Bereich, Büroarbeitsplätze, soziale Einrichtungen) ausgeweitet. Das Hauptziel des ‚Bewegten Betriebs‘ ist es gesundheitsfördernde Ressourcen aufzudecken, vorhandene Gegebenheiten optimal zu nutzen und auch arbeitszeitübergreifend zu einem aktiven Lebensstil zu motivieren. Physiotherapeuten werden in einer entsprechenden Fortbildung weiter qualifiziert und setzen die Maßnahmen nach einer standardisierten Vorgehensweise zielgruppengerecht in den Betrieben um.