Einleitung: Die Intervention Gesund Leben Lernen (GLL) ist ein neuer Ansatz zur schulischen Gesundheitsförderung.
Ziel von GLL ist, die Instrumente des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (Ganzheitlichkeit,
Partizipation, Integration, Projektmanagement) für die gesundheitsförderliche Schulentwicklung
zu nutzen und bedarfsgerecht anzupassen. Dabei werden Schulen zwei Jahre lang von
weitergebildeten Fachkräften für Gesundheitsmanagement begleitet. Im Rahmen des BMBF-Forschungsprojekts
„Schulentwicklung durch Gesundheitsmanagement“ wurde die Intervention GLL evaluiert.
Zudem wurde die Balanced Scoercard (BSC) als strategisches Managementinstrument in
GLL integriert und eine Kennzahlentoolbox als ergänzendes Element der BSC entwickelt.
Sie enthält Messinstrumente, die Schulen bei der Bestimmung von Kennzahlen unterstützen
sollen. Die entwickelte Kennzahlentoolbox steht den beteiligten Schulen als Datenbank
zur Verfügung und umfasst insgesamt 121 frei verfügbare Messinstrumente. Die Kennzahlentoolbox
enthält Messinstrumente für unterschiedliche Zielgruppen (Schüler/innen: n = 59, Lehrer/innen:
n = 43, Eltern: n = 16, Schulleitung: n = 6). Methoden: In die Studie einbezogen sind 60 GLL-Schulen verschiedener Schulformen. Zur Ermittlung
der Akzeptanz und Umsetzung der Intervention GLL wurden Fokusgruppen (n = 8) in ausgewählten
Schulen durchgeführt. Thematisiert wurden die Inhalte (1) Veränderungen an der Schule
seit der Umsetzung der Intervention Gesund Leben Lernen, (2) Nutzen der Intervention
für die Schule, sowie (3) Hindernisse bei der Umsetzung. Weiterhin wurden die Schulen
zu ihren Erfahrungen (4) bei der Umsetzung der BSC sowie (5) zum Umgang mit der Kennzahlentoolbox
befragt. Bei der Zufallsauswahl der Schulen für die Teilnahme an den Fokusgruppen
wurde im Vorfeld darauf geachtet, dass alle Schulformen (Berufsbildende Schulen, Förderschulen,
Grundschulen, Gymnasien, Haupt- und Realschulen, Gesamtschulen) vertreten sind. Von
den kontaktierten Schulen (n = 12) konnten an acht Schulen Fokusgruppen durchgeführt
werden (Berufsbildende Schulen n = 2, Förderschulen n = 2, Grundschulen n = 1, Gymnasien
n = 2, Gesamtschulen n = 1). Durchschnittlich haben sieben Personen an einer Fokusgruppe
teilgenommen, die sich aus den verschiedenen Personengruppen der Schulen (Lehrer/innen,
Schüler/innen, Sonstige Mitarbeiter/innen, Eltern) zusammensetzten. Ergebnisse: Die Ergebnisse der Fokusgruppen zeigen, dass Schulen die zweijährige GLL-Projektlaufzeit
sowohl zur Verbesserung der Schüler- als auch der Lehrergesundheit gleichermaßen nutzen.
Seit der Umsetzung der Intervention nehmen Schulen durch die Bildung von Steuerungsgruppen
und Gesundheitszirkel eine verbesserte Zusammenarbeit innerhalb der Schule wahr. Die
BSC wird als nützliches Hilfsmittel zur Schaffung von Strukturen und Transparenz sowie
als Arbeitserleichterung von den Schulen wahrgenommen. Es werden durch die BSC die
Kommunikation innerhalb der Organisation Schule verbessert sowie Verbindlichkeiten
geschaffen. Barrieren bei der Nutzung der BSC in den Schulen sind vor allem der damit
verbundene hohe Zeitaufwand sowie die Formulierung von Zielen. Die durchgeführten
Fokusgruppen machen deutlich, dass die beteiligten Schulen die zur Verfügung gestellte
Kennzahlentoolbox wenig nutzen. Ein Grund dafür ist, dass die Selbstevaluation häufig
nur einmal pro Schuljahr mit teilweise selbstentwickelten Messinstrumenten umgesetzt
wird. Schlussfolgerung: Die Evaluation der Intervention GLL macht deutlich, dass Projektmanagement und prozesshaftes
Arbeiten für Schulen ein breites und neues Lernfeld ist. Den Schulen müssen für die
Arbeit in einem integrierten Gesundheitsmanagement bislang fehlende Kompetenzen und
Kenntnisse wie Theorien und Methoden der Organisationsentwicklung und des betrieblichen
Gesundheitsmanagements im Setting Schule vermittelt werden. Dabei kann die BSC ein
nützliches Managementinstrument sein. Die Kennzahlentoolbox kann unter Nutzung der
Messinstrumente bei der Bedarfserhebung und Ist-Stand-Analyse zu Beginn von Schulentwicklungsprozessen
behilflich sein. Zudem kann sie der kontinuierlichen Überprüfung von im Schulprogramm
formulierten Zielen dienen.