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DOI: 10.1055/s-0033-1354219
Gesundheitsmanagement an Schulen – das Projekt „Gesund Leben Lernen“
Einleitung: Die Intervention Gesund Leben Lernen (GLL) ist ein neuer Ansatz zur schulischen Gesundheitsförderung. Ziel von GLL ist, die Instrumente des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (Ganzheitlichkeit, Partizipation, Integration, Projektmanagement) für die gesundheitsförderliche Schulentwicklung zu nutzen und bedarfsgerecht anzupassen. Dabei werden Schulen zwei Jahre lang von weitergebildeten Fachkräften für Gesundheitsmanagement begleitet. Im Rahmen des BMBF-Forschungsprojekts „Schulentwicklung durch Gesundheitsmanagement“ wurde die Intervention GLL evaluiert. Zudem wurde die Balanced Scoercard (BSC) als strategisches Managementinstrument in GLL integriert und eine Kennzahlentoolbox als ergänzendes Element der BSC entwickelt. Sie enthält Messinstrumente, die Schulen bei der Bestimmung von Kennzahlen unterstützen sollen. Die entwickelte Kennzahlentoolbox steht den beteiligten Schulen als Datenbank zur Verfügung und umfasst insgesamt 121 frei verfügbare Messinstrumente. Die Kennzahlentoolbox enthält Messinstrumente für unterschiedliche Zielgruppen (Schüler/innen: n = 59, Lehrer/innen: n = 43, Eltern: n = 16, Schulleitung: n = 6). Methoden: In die Studie einbezogen sind 60 GLL-Schulen verschiedener Schulformen. Zur Ermittlung der Akzeptanz und Umsetzung der Intervention GLL wurden Fokusgruppen (n = 8) in ausgewählten Schulen durchgeführt. Thematisiert wurden die Inhalte (1) Veränderungen an der Schule seit der Umsetzung der Intervention Gesund Leben Lernen, (2) Nutzen der Intervention für die Schule, sowie (3) Hindernisse bei der Umsetzung. Weiterhin wurden die Schulen zu ihren Erfahrungen (4) bei der Umsetzung der BSC sowie (5) zum Umgang mit der Kennzahlentoolbox befragt. Bei der Zufallsauswahl der Schulen für die Teilnahme an den Fokusgruppen wurde im Vorfeld darauf geachtet, dass alle Schulformen (Berufsbildende Schulen, Förderschulen, Grundschulen, Gymnasien, Haupt- und Realschulen, Gesamtschulen) vertreten sind. Von den kontaktierten Schulen (n = 12) konnten an acht Schulen Fokusgruppen durchgeführt werden (Berufsbildende Schulen n = 2, Förderschulen n = 2, Grundschulen n = 1, Gymnasien n = 2, Gesamtschulen n = 1). Durchschnittlich haben sieben Personen an einer Fokusgruppe teilgenommen, die sich aus den verschiedenen Personengruppen der Schulen (Lehrer/innen, Schüler/innen, Sonstige Mitarbeiter/innen, Eltern) zusammensetzten. Ergebnisse: Die Ergebnisse der Fokusgruppen zeigen, dass Schulen die zweijährige GLL-Projektlaufzeit sowohl zur Verbesserung der Schüler- als auch der Lehrergesundheit gleichermaßen nutzen. Seit der Umsetzung der Intervention nehmen Schulen durch die Bildung von Steuerungsgruppen und Gesundheitszirkel eine verbesserte Zusammenarbeit innerhalb der Schule wahr. Die BSC wird als nützliches Hilfsmittel zur Schaffung von Strukturen und Transparenz sowie als Arbeitserleichterung von den Schulen wahrgenommen. Es werden durch die BSC die Kommunikation innerhalb der Organisation Schule verbessert sowie Verbindlichkeiten geschaffen. Barrieren bei der Nutzung der BSC in den Schulen sind vor allem der damit verbundene hohe Zeitaufwand sowie die Formulierung von Zielen. Die durchgeführten Fokusgruppen machen deutlich, dass die beteiligten Schulen die zur Verfügung gestellte Kennzahlentoolbox wenig nutzen. Ein Grund dafür ist, dass die Selbstevaluation häufig nur einmal pro Schuljahr mit teilweise selbstentwickelten Messinstrumenten umgesetzt wird. Schlussfolgerung: Die Evaluation der Intervention GLL macht deutlich, dass Projektmanagement und prozesshaftes Arbeiten für Schulen ein breites und neues Lernfeld ist. Den Schulen müssen für die Arbeit in einem integrierten Gesundheitsmanagement bislang fehlende Kompetenzen und Kenntnisse wie Theorien und Methoden der Organisationsentwicklung und des betrieblichen Gesundheitsmanagements im Setting Schule vermittelt werden. Dabei kann die BSC ein nützliches Managementinstrument sein. Die Kennzahlentoolbox kann unter Nutzung der Messinstrumente bei der Bedarfserhebung und Ist-Stand-Analyse zu Beginn von Schulentwicklungsprozessen behilflich sein. Zudem kann sie der kontinuierlichen Überprüfung von im Schulprogramm formulierten Zielen dienen.